Würzburg (epd). Mit einem Gedenkakt hat der bayerische Landtag zusammen mit der Stiftung Bayerische Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) sagte am Montag in Würzburg, dieses Gedenken gehe "mit einer Kampfansage" an alle Feinde und Gegner der Demokratie einher. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, berichtete aus seiner eigenen Familiengeschichte. Sein Vater und sein Großvater wurden zuerst nach Dachau und später nach Buchenwald deportiert - ehe man sie 1938 ausreisen ließ.
Zentralratspräsident Schuster sagte, Gedenkfeiern an die Opfer des Nationalsozialismus begleiteten ihn schon sein ganzes Leben. Als sechsjähriger Bub sei er erstmals von seinen Eltern mit zur Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau mitgenommen worden. "Die Schoa war - so traurig es ist - immer auch Teil unserer jüdischen Identität", betonte Schuster. Die Aufarbeitung der NS-Zeit müsse weiter "in jeder Generation stattfinden", Deutschland könne vor seiner Vergangenheit "nicht davonlaufen und in der Gegenwart nicht wegschauen".
Aigner betonte, man dürfe "keine antidemokratischen Tendenzen dulden", egal wie "klein oder unbedeutend" sie auch scheinen mögen. Sie erinnerte daran, dass die Deportation der mehr als 2.000 jüdischen Frauen, Kinder und Männer aus Unterfranken von 1941 bis 1944 offen geschah, für jeden sichtbar: "bürokratisch organisiert, barbarisch ausgeführt." Nur drei Prozent der damals Deportierten überlebten die Vernichtungslager des NS-Regimes: "Die Menschen sollten ausgelöscht werden aus der Bevölkerung, aus der Kultur, aus dem kollektiven Gedächtnis."
Der Gedenkakt fand am Denkort Deportationen vor dem Würzburger Hauptbahnhof statt, der 2020 eröffnet wurde - ein dezentrales Mahnmal, das aus symbolischen Gepäckstücken der Deportierten besteht. Das Gedenken musste wegen der Corona-Pandemie ohne Gäste stattfinden. Nur die Handelnden selbst nahmen teil. Es wurde live im Bayerischen Fernsehen übertragen.