Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will nach Ostern eine zentrale Gedenkfeier für die Toten der Corona-Pandemie ausrichten. Wie das Bundespräsidialamt am Freitag mitteilte, soll sie in Berlin stattfinden. Gemeinsam mit den anderen Verfassungsorganen wolle der Bundespräsident mit der Gedenkfeier ein Zeichen setzen, "dass wir als Gesellschaft gemeinsam trauern, dass wir die Toten und das Leid der Hinterbliebenen nicht vergessen", hieß es. Ein genaues Datum wurde noch nicht genannt. Der Ostersonntag fällt in diesem Jahr auf den 4. April.
Zugleich startete Steinmeier am Freitag die Aktion "#lichtfenster", die bis zum staatlichen Gedenkakt sichtbar in Wohnungen und Häusern in ganz Deutschland die Opfer der Pandemie ins Bewusstsein rufen soll. Das #lichtfenster des Bundespräsidenten leuchtet vom 22. bis 30. Januar durchgehend nach Anbruch der Dunkelheit. Anschließend soll es bis zur staatlichen Gedenkfeier immer von Freitagabend bis Samstagmorgen leuchten.
"Wir stellen ein Licht ins Fenster, weil wir wissen: Überall in unserem Land leiden Menschen", erklärte er. Die Toten der Corona-Pandemie seien keine bloße Statistik. "Jede Zahl steht für einen geliebten Menschen, der uns unendlich fehlt", sagte das Staatsoberhaupt. Das Licht im Fenster solle für Wärme und Mitgefühl in einer dunklen Zeit stehen, sagte Steinmeier.
Die Aktion wird von den beiden christlichen Kirchen unterstützt. "Bis es zu einer öffentlichen Trauerfeier kommt, ist es wichtig, nicht die Menschen aus dem Bewusstsein zu verlieren, die im Stillen sterben, die sich von ihren Angehörigen nicht mehr verabschieden konnten und diejenigen, die jetzt gerade einsam sind. Deswegen freue ich mich über die Aktion #lichtfenster des Bundespräsidenten", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hofft auf die Beteiligung vieler Menschen in Deutschland. "Wir Christen gedenken jeden Freitag des Todestages Jesu. In dieses Gedenken schließen wir die Opfer der Pandemie ein", sagte Bätzing laut Mitteilung der Bischofskonferenz.
Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, sagte weiter: "Ich sage als Bischof: Wir beten für Sie! Wir beten für die Menschen, die allein sind, die in Not sind, die einen lieben Menschen verloren haben." Auch in einem Facebook-Video sprach Bedford-Strohm am Freitag über die Pandemie-Toten. "In den Nachrichten erfahren wir eine Zahl. Hinter jedem Todesfall steht eine ganz persönliche Geschichte von Hoffen und Bangen. Von Abgründen, die sich auftun, wenn der Kampf um das Leben eines lieben Menschen verloren ist. Von der Ohnmacht angesichts eines Verlustes, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Lasst uns jetzt in unseren Gedanken und Gebeten an der Seite derer stehen, die diese Erfahrung machen", sagte er.
Das katholische Hilfswerk missio Aachen ruft für Sonntag zu einem Gebetsgedenken für die mittlerweile mehr als zwei Millionen Menschen auf, die weltweit an und mit Covid-19 gestorben sind. In Deutschland sind seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als 50.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitagmorgen 50.642 Todesfälle seit März vergangenen Jahres. Es sei eine "bedrückende, für mich schier unfassbare Zahl", sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler.
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