Düsseldorf (epd). Der designierte rheinische Präses Thorsten Latzel hält nichts von geschäftsmäßiger Sterbehilfe in kirchlichen oder diakonischen Einrichtungen. "Wir bieten Seelsorge an, Beratung, wir respektieren auch, wenn Menschen sagen, dass sie selber aktiv aus dem Leben scheiden wollen", sagte er am Donnerstag unmittelbar nach seiner Wahl zum neuen leitenden Theologen der rheinischen Kirche in Düsseldorf. Aufgabe der Kirche sei es, Menschen beim Sterben zu begleiten, nicht aber eine geschäftsmäßige Beihilfe.
Zugleich lobt der promovierte Theologe die Stellungnahme ranghoher evangelischer Theologen - darunter auch der Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie -, die sich für die Möglichkeit zur Sterbehilfe in diakonischen und kirchlichen Einrichtungen aussprachen und damit eine Debatte angestoßen hätten. "Ich bin stolz darauf, dass unsere evangelische Kirche dieses Thema offensiv angeht, weil sich hier noch mehr Einzelfälle häufen werden", sagte Latzel. "Wir müssen sagen, wie wir uns dazu verhalten wollen - als Kirche, aber auch als Gesellschaft." Insofern führe die evangelische Kirche stellvertretend eine wichtige Diskussion.
Auslöser für die Debatte über Sterbehilfe ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem vergangenen Februar. Die Verfassungsrichter hatten den Klagen von Sterbehilfeorganisationen, Ärzten und Einzelpersonen Recht gegeben, die sich gegen das 2015 verabschiedete Verbot organisierter - sogenannter geschäftsmäßiger - Hilfe bei der Selbsttötung richteten. Die Karlsruher Richter erklärten das entsprechende Gesetz für nichtig und begründeten dies mit dem Recht auf selbstbestimmtes Sterben, das auch Dritten die Assistenz beim Suizid erlaube.