Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am Mittwoch im Bundestag eindringlich an Politik und Gesellschaft appelliert, in der Corona-Pandemie weiter zusammenzustehen. Das Land befinde sich in einer der schwersten Phasen der Pandemie, sagte er in einer Regierungserklärung zum Start der Impfungen in Deutschland und Europa. Aber zugleich eröffneten die Impfungen einen Ausweg, versicherte Spahn. 750.000 Menschen in Deutschland seien bereits geimpft worden.
Der Minister räumte ein, manches hätte schneller gehen können. Kritik am Regierungshandeln sei legitim und müsse beantwortet werden. Das zeichne eine Demokratie aus. Doch sei es immer klar gewesen, dass es zu Beginn an Impfstoff mangeln werde, sagte Spahn. Deshalb müsse es Entscheidungen darüber geben, wer zuerst geimpft werden soll, deshalb müsse er die Bevölkerung weiter um Geduld bitten, und alle müssten weiter die Corona-Regeln einhalten, sagte Spahn.
Auf die Debatte um eine Impfpflicht für Pflegekräfte, die der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ausgelöst hatte, ging Spahn nur indirekt ein. Er dankte ausdrücklich den Pflegekräften, die sich impfen lassen, und betonte seine Hoffnung auf eine Steigerung der Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Nur wenn sich die meisten Menschen impfen ließen, "werden wir das Virus wirklich besiegen", sagte Spahn. Dafür werde das Vertrauen in den Impfstoff entscheidend sein. Deshalb habe die Bundesregierung auf eine reguläre europäische Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer gesetzt. Eine ordentliche Zulassung trage zu diesem Vertrauen bei, sagte Spahn.
Der Gesundheitsminister rechtfertigte den europäischen Weg der Bestellung und Beschaffung von Impfstoffen. "Es ist eine Frage der ökonomischen Vernunft, dass wir nicht in einzelnen Ländern, sondern in ganz Europa impfen", sagte Spahn. Auch ein deutscher Alleingang hätte nichts daran geändert, dass die Produktionskapazitäten und damit die Impfstoffe am Beginn der Impfkampagne knapp seien, argumentierte Spahn.
In Deutschland wird seit Ende Dezember gegen Corona geimpft. Zum Impfstart wurde Kritik an der Bundesregierung wegen zunächst knapper Dosen und an den Ländern für deren Impforganisation laut. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stehen im ersten Quartal voraussichtlich elf Millionen Dosen des Biontech- und zwei Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs in Deutschland zur Verfügung. Diese beiden Vakzine haben bislang eine EU-Zulassung erhalten. Im Verlauf des Jahres sollen so viele Dosen geliefert werden, dass jeder in Deutschland geimpft werden kann.