Hamburg (epd). Der CDU-Politiker Volker Kauder den Umgang der Europäischen Union mit Flüchtlingen in Griechenland und Bosnien-Herzegowina kritisiert. "Jeder Flüchtling ist Ebenbild Gottes und jeder Flüchtling muss so behandelt werden, wenn er bei uns ist", sagte Kauder der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). "Und bei uns heißt nicht nur in Deutschland, sondern in Europa." Was sich da gerade in Griechenland oder in Bosnien-Herzegowina abspiele, sei "eine Schande für Europa".
In Bosnien-Herzegowina sind nach der Schließung des Flüchtlingslagers Lipa im Kanton Una-Sana am 23. Dezember viele Menschen ohne Obdach. Das Lager war von den Behörden geschlossen worden, weil es nicht winterfest war. Außerdem hatte es dort einen Brand gegeben. Laut der Internationalen Organisation für Migration schlafen derzeit rund 3.000 Menschen an der bosnischen Grenze zu Kroatien bei Minusgraden im Freien.
Auch auf der griechischen Insel Lesbos sind nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria im September Tausende Menschen obdachlos. Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation Medico International warnte am Mittwoch angesichts des unmittelbar bevorstehenden Kälteeinbruchs in der östlichen Ägäis vor einer Gefahr für die 7.300 Flüchtlinge im Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos, das nach dem Brand in Moria errichtet worden war. Laut UNHCR halten sich derzeit insgesamt 19.100 Flüchtlinge und Asylsuchende auf den ägäischen Inseln auf.
Kauder sagte, ihn beschäme, was in Europa passiere. Das sei eines Europas unwürdig, das mehr sein müsse als Euro und Cent. "Meine chinesischen Gesprächspartner sagen zu mir: Herr Kauder, immer kommen Sie mit den Menschenrechten, mit der Religionsfreiheit und Ihrem christlichen Menschenbild und dann schauen Sie noch mal nach Griechenland, was dort passiert."