Frankfurt a.M., Khartum (epd). Die Zahl der Flüchtlinge aus der äthiopischen Krisenregion Tigray steigt weiter: Mehr als 5.000 Menschen hätten am Mittwoch die Grenze zum Sudan überqueren wollen, sagte der Chef des Aufnahmelagers im Ost-Sudan, Mogaddam al-Fateh, laut einem Bericht der Onlinezeitung "Sudan Tribune" vom Donnerstag. Zuletzt waren rund 3.000 Menschen täglich über die Grenze gekommen. Weil die äthiopische Armee tagsüber die Region bewacht, kommen die meisten Menschen seit Anfang Januar bei Nacht.
Schätzungen des International Rescue Committees (IRC) zufolge sind seit dem Beginn der Kämpfe in Tigray Anfang November mehr als 60.000 Menschen in den Sudan geflohen, fast die Hälfte davon Kinder. Innerhalb Äthiopiens leben laut UN-Schätzungen rund 100.000 Vertriebene. Die UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR hatte am Montag beklagt, dass sie von äthiopischer Seite aus weiter keinen Zugang zu der Grenzregion zwischen Tigray und dem Sudan habe.
In der nordäthiopischen Region Tigray begannen Anfang November heftige Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die dort bisher an der Macht war. Die äthiopische Regierung hatte Anfang Dezember den Sieg über die TPLF erklärt. Berichten von Flüchtlingen zufolge kommt es jedoch weiterhin zu Plünderungen, sexueller Gewalt und der Zwangsrekrutierung von Männern und Jungen für die Kämpfe. Hintergrund des Konflikts ist ein Kampf um Macht und Einfluss.