Brüssel (epd). In der Europäischen Union ist ein zweiter Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen worden. Wie die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mitteilte, genehmigte sie das Präparat des US-Herstellers Moderna. Kurz zuvor hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in Amsterdam den Einsatz des Vakzins für Patienten ab 18 Jahren empfohlen. Es handelt sich um den zweiten in der EU zugelassenen Impfstoff nach dem von Biontech und Pfizer.
Es handelt sich um eine sogenannte bedingte Zulassung, für die weniger umfangreiche Daten als normalerweise vorliegen. Die vorhandenen Daten müssen laut EMA aber "darauf hinweisen, dass der Nutzen des Arzneimittels seine Risiken überwiegt". Außerdem werde die EMA Sicherheit und Wirksamkeit überwachen, erklärte Direktorin Emer Cooke.
Der Impfstoff wird laut der Behörde durch zwei Injektionen in den Arm im Abstand von 28 Tagen verabreicht. Als häufigste Nebenwirkungen träten "Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber, geschwollene oder empfindliche Lymphknoten unter dem Arm, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit und Erbrechen" auf. Bisher waren die beobachteten Nebenwirkungen demnach in der Regel leicht oder mäßig.
Vor zweieinhalb Wochen hatte die Kommission den Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen, der inzwischen europaweit verabreicht wird. Auch hier handelt es sich um eine bedingte Zulassung. Die Art der Vakzine ist ebenfalls ähnlich, beide sind sogenannte Boten-RNA-Impfstoffe (mRNA-Impfstoffe). Dabei wird nach Darstellung des Paul-Ehrlich-Instituts genetische Information für den Bau eines ungefährlichen Erregerbestandteils eingesetzt. Körperzellen nutzen die genetische Information der RNA zum Bau des Erregerbestandteils. Anschließend erkennt das menschliche Immunsystem den fremden Erregerbestandteil und baut eine schützende Immunantwort auf.
Die EU hat 160 Millionen Dosen von Moderna bestellt. 50 Millionen davon soll Deutschland bekommen, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin sagte. Er gehe von ersten Lieferungen in der nächsten Woche und zwei Millionen Dosen im ersten Quartal aus. Welcher Impfstoff eingesetzt werde, entschieden die Behörden vor Ort.
Spahn bekräftigte, dass Deutschland insgesamt genügend Impfstoff bestellt habe, um die Bevölkerung zu schützen. Angesichts der Kritik an Beschaffung und Auslieferung erklärte er, Grund für die derzeitige Knappheit seien fehlende Produktionskapazitäten und nicht zu wenig bestellte Mengen. Allein mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna werde es "genug Impfstoff für alle in Deutschland geben", urteilte Spahn und sprach von mehr als 130 Millionen Impfdosen im Lauf des Jahres.
Der Gesundheitsminister hatte zuvor an einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und weiteren Bundesministern teilgenommen, bei dem es um Produktionserweiterungen für Corona-Impfstoffe ging. Er hoffe, dass der Biontech-Produktionsstandort in Marburg im Februar in Betrieb genommen werden könne, sagte er danach. Wenn ausreichend Impfstoff vorhanden wäre, könnte man schon unter den heutigen Bedingungen 250.000 bis 300.000 Menschen am Tag impfen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind bis einschließlich Dienstag 367.331 Menschen in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft worden. Davon waren 150.098 Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen.
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