Frankfurt a.M., Bogotá (epd). In Kolumbien sind in diesem Jahr 307 Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler getötet worden. 375 Menschen seien in insgesamt 90 Massakern ermordet worden, erklärte das Institut für Entwicklung und Frieden (Indepaz) am Dienstag in Bogotá. Zuletzt wurden demnach am 26. Dezember fünf Mitglieder einer Familie in der nördlichen Ortschaft Montecristo getötet, darunter eine junge frühere Kämpferin der entwaffneten Farc-Guerilla. Am 23. Dezember wurde der Indigenen-Aktivist Fablio Armando Guanga Quistal ermordet. Damit ist dieses Jahr das gewalttätigste seit 2013.
Insgesamt wurden seit Inkrafttreten des Friedensabkommens zwischen der Regierung und der Farc 2016 dem Institut zufolge 249 ehemalige Rebellinnen und Rebellen getötet. Acht Medienschaffende starben wegen ihres Berufs.
Die Gewalt in Kolumbien steigt seit Monaten wieder. Milizen, kriminelle Banden und andere bewaffnete Gruppen greifen Bauern, Angehörige von Urvölkern und Afro-Kolumbianer an. Aktivistinnen und Aktivisten, die sich für Menschenrechte, die Umwelt oder benachteiligte Bevölkerungsgruppen einsetzen, bezahlen ihr Engagement oftmals mit dem Leben. Auch ehemalige Rebellinnen und Rebellen sind Ziel von Gewalt. Hilfswerke, die UN und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International werfen der Regierung von Präsident Iván Duque vor, die Bedrohten nicht ausreichend zu schützen und eine Umsetzung des Friedensvertrags mit der Farc zu verschleppen.
Das Abkommen beendete einen über 50 Jahre anhaltenden Konflikt, bei dem fast 300.000 Menschen getötet und sieben Millionen Kolumbianerinnen und Kolumbianer vertrieben wurden. Duque lehnt den Vertrag ab, der unter seinem Vorgänger, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, zustandekam, weil er Farc-Mitglieder härter bestrafen will. Die Umsetzung kommt seit Duques Amtsantritt 2018 entsprechend langsam voran.