Frankfurt a.M./Brüssel (epd). Die Impfungen gegen Covid-19 in der Europäischen Union können beginnen. Am Montagabend erteilte die EU-Kommission in Brüssel die Zulassung für den Impfstoff des US-Herstellers Pfizer und seines Mainzer Partners Biontech. Kurz zuvor hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Anwendung des Präparates BNT162b2 empfohlen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem wichtigen Kapitel im Kampf gegen Covid-19. Der Impfstoff werde für alle EU-Länder zu gleichen Konditionen verfügbar sein. In den nächsten Tagen würden die ersten Impfdosen von der Produktionsstätte in Belgien ausgeliefert werden.
Weniger als vier Stunden zuvor hatte die EMA ihr Gutachten zu dem Impfstoff veröffentlicht und die Zulassung des Mittels empfohlen, das in anderen Ländern schon verabreicht wird. Nun können die Impfungen in Deutschland wie geplant am 27. Dezember starten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "Tag der Hoffnung" und forderte dazu auf, sich impfen zu lassen.
Für den Corona-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Pfizer und seines Mainzer Partners Biontech wurde eine sogenannte bedingte Zulassung in der EU beantragt. Das Präparat erfülle die strengen Sicherheitsanforderungen der Europäischen Union, sagte die EMA-Exekutivdirektorin Emer Cooke. Die Daten zeigten, dass der Nutzen die Risiken des Präparates klar überwiege.
In mehreren Ländern, darunter Großbritannien und die USA, wird der Impfstoff BNT162b2 bereits verabreicht. In diesen Ländern hatten die Arzneimittelbehörden in der ersten Dezemberhälfte Notfallzulassungen erteilt.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstrich nach der EMA-Empfehlung, die ordentliche Zulassung sei "ein Meilenstein in der Pandemiebekämpfung". "Impfen ebnet uns den Weg aus der Krise", sagte er. Bereits am Tag nach Weihnachten sollen nach seinen Angaben die ersten Pflegebedürftigen in der stationären Altenpflege geimpft werden. Weil der Impfstoff zunächst nur begrenzt zur Verfügung stehen wird, hat Spahn eine Rechtsverordnung erlassen, die festlegt, wer zuerst geimpft werden soll. Das sind neben anderen Gruppen Pflegeheimbewohner und medizinisches Personal mit Kontakt zu Infizierten und Risikogruppen.
Bundespräsident Steinmeier hofft auf große Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Sich impfen zu lassen, sei "auch ein Akt gesamtgesellschaftlicher Solidarität", sagte er am Montag beim Besuch eines Berliner Impfzentrums.
Das Mittel BNT162b2 von Pfizer/Biontech ist der erste Boten-RNA-Impfstoff (mRNA-Impfstoff) für Menschen, der zum Einsatz kommt. Dabei wird nach Darstellung des Paul-Ehrlich-Instituts genetische Information für den Bau eines ungefährlichen Erregerbestandteils verabreicht. Körperzellen nutzen die genetische Information der RNA zum Bau des Erregerbestandteils. Anschließend erkennt das menschliche Immunsystem den fremden Erregerbestandteil und baut eine schützende Immunantwort auf.
Die Genehmigung eines Corona-Vakzins für die EU hat auch der US-Hersteller Moderna für seinen mRNA-Impfstoff beantragt. Die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur dazu wird für den 6. Januar erwartet.
Für beide Impfstoffe habe sich Deutschland inzwischen mehr Dosen gesichert als ursprünglich gedacht, teilte das Gesundheitsministerium mit. Ein Sprecher erklärte, nicht alle EU-Mitgliedstaaten hätten die sogenannte Option gezogen, um sich Dosen zu sichern. Demnach bekommt die Bundesrepublik 55,8 Millionen Dosen vom Pfizer/Biontech-Impfstoff. Dazu kämen per Option weitere rund 30 Millionen Dosen.
Wird auch der Impfstoff der Firma Moderna zugelassen, bekäme Deutschland den Angaben zufolge 50,5 Millionen Dosen davon. Insgesamt wären das 136,3 Dosen - also genug Impfstoff für rund 68 Millionen Deutsche, weil jeweils zwei Impfungen pro Person für die Immunisierung erforderlich sind. Das reiche für eine Herdenimmunität, sagte der Ministeriumssprecher. Wie schnell die Dosen verfügbar sind, hängt aber von den Produktionsmöglichkeiten ab.
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