Voller Stolz blickt Eduardo auf den selbstgebackenen Schokoladenkuchen. "Hier in Brasilien backen wir zu Weihnachten immer einen Kuchen zusammen", erzählt der Jugendliche. Die Krönung seien die Bio-Erdbeeren, welche die Familie im eigenen Garten anbaut, berichtet er im Online-Meeting. Das Treffen von sechs brasilianischen Jugendlichen mit jungen Leuten der Evangelischen Landjugend Bayern (ELJ) war die Auftaktveranstaltung zur alljährlichen Spendenaktion der Landjugend "Brot statt Böller".
Eigentlich hätten Eduardo und die anderen in diesem Jahr zu Besuch nach Deutschland kommen sollen. Doch Corona machte dem zweijährigen Austausch-Turnus einen Strich durch die Rechnung. Auch Bruna sollte mit dabei sein. Sie studiert Agrarökologie und ist in einer selbstverwalteten Landlosenbewegung aktiv.
Beratung für nachhaltige Landwirtschaft
Alex hat ebenfalls das ökologisch-nachhaltige Studium gewählt. Ein Versuch, der industriellen Landwirtschaft mit ihrem Kunstdünger und den Pestiziden entgegenzutreten, erklärt er. Denn durch eine nachhaltige Bewirtschaftung des Bodens helfe man, die Lebensgrundlage der Menschen zu erhalten. "Die Menschen sind unabhängig von Agrarkonzernen und verkaufen die Ernte selbst in der Region", erläutert er die Vorteile für die Bauern.
Möglich ist dieses Engagement durch eines von zwei Projekten des Entwicklungspolitischen Arbeitskreises der ELJ, die mit der Spendenaktion "Brot statt Böller" unterstützt werden. Das Centro de Apoio e Promoçao da Agroecologia (CAPA) berät Kleinbäuerinnen und -bauern in Sachen nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft.
Betreuung für Kinder und Mütter
Das zweite Projekt dient der Unterstützung der Kindertagesstätte Creche Cantinho Amigo in Belo Horizonte, einer zweieinhalb Millionen-Stadt im Südosten Brasiliens. Hier werden rund 40 Kinder betreut und deren Familien unterstützt. Etwa 80 Prozent der Mütter seien minderjährig, viele von ihnen alleinerziehend, erzählt Sirlei Fernandes, Leiterin von Creche. Die Region, die als eines der ärmsten Gebiete des Landes gilt, "ist ein Kampffeld konkurrierender Drogenkartelle", veranschaulicht Gert Müller, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Belo Horizonte, die Situation vor Ort.
Unter dem Motto "Sich sorgen und erziehen" gebe die Einrichtung den Kindern vier Mahlzeiten pro Tag und betreue auch die Mütter vor Ort, die oft Opfer häuslicher Gewalt seien. Zu Weihnachten erhält jede Familie ein traditionelles Weihnachtsessen und einen selbstgebastelten "Tannenbaum" aus Papier, geschmückt mit Bonbons.
Süßes und Weihnachtsschmuck
Dass Süßigkeiten eine große Bedeutung beim brasilianischen Weihnachtsfest haben, verdeutlichen die brasilianischen Jugendlichen ihren deutschen Bekannten per Video. Bruna etwa backt mit ihrer Familie gerade Plätzchen. Bei ihnen seien bunt bemalte Kekse mit Eischnee oder Zucker Tradition, erklärt sie über ihre Computerkamera. Dass diese Tradition aktiv gelebt wird, kann man an ihrem kleinen Bruder sehen, der voller Begeisterung die ausgestochenen Teigstücke mit farbigen Streuseln verziert.
Eine andere Süßigkeit hat Ana in ihrem Ofen stehen. Die Landwirtin, die von CAPA unterstützt wird, zeigt mehrere Honigbrote. "Ob an Weihnachten, Ostern oder zu Geburtstagen - ein Honigbrot muss sein", freut sie sich über Gebäck mit Karamellfüllung. Einen südamerikanischen Weihnachtsbrauch ganz ohne Zucker und Kalorien stellt Alex vor. Zusammen mit seiner Verlobten hat er aus alten Holzlatten ein Dreieck gezimmert und grün angestrichen. In diesen "Weihnachtsbaum" hängen die beiden selbst bemalte Holzscheiben mit Maria und Josef oder der Krippe im Stall.
Wie Weihnachtsschmuck in Deutschland aussehen kann, zeigen Lena und Magda ihren brasilianischen Partnern in die Kamera. Die ELJ-Aktiven basteln mit viel Papier und Gefühl Fröbelsterne. "Drei Minuten für einen 16-eckigen Stern ist machbar", stellt Magda ihre Fingerfertigkeit unter Beweis.
"Es wäre schön, wenn sich Bruna aus Brasilien und Lena von der ELJ nächstes Jahr live treffen könnten", sagt Referent Friedel Röttger nach dem Kick-off von "Brot statt Böller". Das Motto der Spendenaktion findet Marina äußerst passend. "Der Verzicht auf einen kurzen Moment kann so anderen langfristig helfen". Lena ergänzt: "Uns ist viel zu selten bewusst, dass es auf der Welt Menschen gibt, die nicht so unbeschwert in das neue Jahr starten können wie wir."