Online-Klimagipfel: Mehrere Staaten legen höhere CO2-Ziele vor

Online-Klimagipfel: Mehrere Staaten legen höhere CO2-Ziele vor
Merkel sagt armen Ländern weitere 500 Millionen Euro zu
Die mittelfristigen Klimaschutz-Zusagen der Staaten reichen bislang nicht aus, um die Erderwärmung entscheidend einzudämmen. Am Samstag legte eine Reihe von Ländern aktualisierte CO2-Ziele vor - für Greta Thunberg nicht mehr als "leere Worte".

Frankfurt a.M., New York (epd). Bei einem virtuellen Klimagipfel der UN haben am Samstag mehrere Staaten verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung zugesagt. Unter anderem kündigte China, der größte Treibhausgas-Produzent der Welt, eine leichte Verschärfung seines CO2-Reduktionszieles bis 2030 an. Auch die Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung in armen Staaten stand auf der Tagesordnung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach zusätzliche 500 Millionen Euro an finanziellen Hilfen aus Deutschland. Klimaschützer kritisierten die Zusagen des Gipfels als unzureichend.

Die virtuelle Zusammenkunft, an der rund 70 Staats- und Regierungschefs teilnahmen, markierte den fünften Geburtstag des Pariser Klimaabkommens, das am 12. Dezember 2015 verabschiedet wurde. Der reguläre Klimagipfel, der ursprünglich diesen November in Glasgow stattfinden sollte, wurde wegen der Corona-Pandemie auf kommendes Jahr verschoben.

Laut der Übereinkunft von Paris müssen die Länder in diesem Jahr aktualisierte Vorgaben zur Emissionsminderung für die Zeit bis 2030 vorlegen. Die bisherigen Zusagen reichen nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad Celsius zu begrenzen, wie es das Abkommen vorsieht. UN-Generalsekretär António Guterres sagte bei der digitalen Konferenz, die Welt steuere auf einen katastrophalen Temperaturanstieg von drei Grad Celsius zu, falls der Kurs nicht geändert werde. Alles Staaten sollten den "Klimanotstand" ausrufen, bis Klimaneutralität erreicht sei.

Chinas Staatschef Xi Jinping erklärte, sein Land werde bis 2030 den CO2-Ausstoß gemessen an der Wirtschaftskraft um 65 Prozent im Vergleich zu 2005 senken. Bislang lag dieses Ziel bei 60 bis 65 Prozent. Zudem wolle China in zehn Jahren 25 Prozent seines Energiebedarfs aus nichtfossilen Quellen decken - das sind fünf Prozentpunkte mehr als bisher zugesagt. Bereits im September hatte Xi angekündigt, dass China bis 2060 CO2-neutral sein soll. China ist der größte Produzent von Treibhausgasen weltweit.

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten sich bereits am Freitag darauf verständigt, das EU-Ziel für 2030 von 40 auf 55 Prozent CO2-Reduktion im Vergleich zu 1990 zu erhöhen. Großbritannien will bis in zehn Jahren 68 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen, wie Premierminister Boris Johnson am Samstag unterstrich.

Der künftige US-Präsident Joe Biden bekräftigte in einem schriftlichen Statement, dass er als eine seiner ersten Amtshandlungen die Rückkehr der Vereinigten Staaten zum Pariser Klimaabkommen beschließen werde. Er sagte ein verschärftes Mittelfristziel zur Emissionsminderung zu, ohne es zu präzisieren. Unter dem scheidenden Präsidenten Donald Trump waren die USA am 4. November aus dem Vertrag ausgeschieden.

Klimaschützer kritisierten, die Zusagen der Staaten bei dem Online-Gipfel gingen nicht weit genug. Tim Gore von Oxfam erklärte, die Ziele zur CO2-Reduktion reichten nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte sich enttäuscht: Die Spitzenpolitiker "feiern ihre schamlosen Schlupflöcher, leeren Worte und unzureichenden Fernziele", twitterte Thunberg.

Auch um die finanzielle Unterstützung für arme Staaten ging es bei der Online-Konferenz. Die wohlhabenden Länder waren aufgerufen, weitere Mittel zuzusichern. Denn das im Paris-Vertrag festgehaltene Ziel, die Klimahilfen aus öffentlichen und privaten Mitteln bis 2020 auf 100 Milliarden Dollar jährlich zu erhöhen, wird laut OECD verfehlt.

Bundeskanzlerin Merkel versprach in einem Video-Statement zusätzliche 500 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Haushalt des Entwicklungsministeriums und fließt als Zuschuss an die Weltbank und regionale Entwicklungsbanken. Zudem erklärte die Kanzlerin, dass die Bundesregierung ihr Versprechen einhalte, die Haushaltsmittel zur Klimafinanzierung bis 2020 auf jährlich vier Milliarden Euro zu steigern. "Und auch in Zukunft wird Deutschland einen angemessenen Beitrag leisten", fügte Merkel hinzu.

Klimaexpertin Sabine Minninger von "Brot für die Welt" sprach von einer "enttäuschend vagen" Ankündigung der Kanzlerin. "Leider fehlt eine konkrete Ankündigung zum Aufwuchs der deutschen Finanzierung für vom Klimawandel betroffene Entwicklungsländer", sagte Care-Klimaexperte Sven Harmeling. Eine Verdoppelung der deutschen Mittel auf acht Milliarden Euro wäre notwendig.