Osnabrück/Berlin (epd). Angesichts der Diskussion um verschärfte Maßnahmen in der Corona-Krise warnen Kinderhilfswerke vor den Folgen von Schulschließungen. "Wenn Schulen wochenlang schließen, gefährdet dies nicht nur Bildungserfolge", sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). "Kinder verlieren dadurch auch einen Ort, an dem sie unterstützt werden, Schulmahlzeiten erhalten und geschützt sind."
In der Debatte um einen sogenannten harten Lockdown in Deutschland wird auch über den Umgang mit den Schulen diskutiert. Am Dienstag hatte Sachsen flächendeckende Schulschließungen angesichts extrem gestiegener Infektionszahlen angekündigt.
"Schulen gelten nachweislich nicht als Haupttreiber der Pandemie", erklärte Unicef-Geschäftsführer Schneider. "Schließungen sollten daher nur das allerletzte Mittel sein." Es seien dringend mehr innovative, an das regionale Infektionsgeschehen angepasste Strategien sowie Investitionen notwendig, damit die Schulen weiter das Recht auf Bildung gewährleisten und gleichzeitig so sicher wie möglich für Kinder und Erwachsene sein könnten.
Das Deutsche Kinderhilfswerk erklärte in Berlin, mit einer Aussetzung der Schulpflicht oder einer Verlängerung der Schulferien werde ebenso wie mit Kita-Schließungen das Recht auf Bildung ausgehebelt. "Wenn jetzt in einem Hau-Ruck-Verfahren Schulen, Kitas und Horte flächendeckend geschlossen werden, ist für uns als Kinderrechtsorganisation eine 'rote Linie' überschritten", sagte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann.
In der Diskussion müssten auch soziale und kindheitspädagogische Aspekte berücksichtigt werden, betonte er. Anstatt Bildungseinrichtungen komplett zu schließen, sollten Schulen und Kitas in Absprache mit den Gesundheitsämtern die Situation vor Ort abwägen. Es müssten die effektivsten Maßnahme zur Verwirklichung des Rechts auf Bildung und Entwicklung einerseits sowie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie andererseits ergriffen werden.