New York (epd). Der Krieg im Jemen und seine Folgen haben nach Schätzungen der Vereinten Nationen schon 233.000 Menschen das Leben gekostet. Der 2015 begonnene Konflikt habe zur schlimmsten humanitären Krise weltweit geführt, beklagte das UN-Büro zur Koordination humanitärer Angelegenheiten (Ocha), am Dienstag (Ortszeit) in New York. In diesem Jahr habe sich der Krieg auf nunmehr 47 feststellbare Fronten ausgeweitet.
Etwa 131.000 Menschen im Jemen sind seit 2015 den Schätzungen zufolge durch Hunger, Krankheiten, Armut und andere Kriegsfolgen gestorben. Durch Kampfhandlungen wurden allein in den ersten neun Monaten diesen Jahres 1.500 getötete Zivilisten gezählt. Heftiger Regen, Benzinknappheit, die Corona-Krise und Heuschreckenschwärme haben den Kollaps der Wirtschaft in diesem Jahr beschleunigt.
Der Ocha-Chef im Jemen, Altaf Musani, berichtete von kürzlichem Artilleriebeschuss auf Wohngebiete in Tais und sprach von einem Verstoß gegen das Völkerrecht. "Diese sinnlosen Angriffe mit so vielen Toten unter Kindern und Frauen sind entsetzlich und unentschuldbar", betonte er. Laut Unicef starben mindestens elf Kinder in den vergangenen Tagen durch Angriffe auf Tais und Al-Hudaida. Die Zahl der Opfer könnte sogar noch höher sein.
Ocha erwartet, dass die Zahl der dringend Hilfebedürftigen im Jemen auf 24,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder steigen wird. Dafür wird die Staatengemeinschaft um 3,4 Milliarden US-Dollar gebeten. Allerdings klagte Ocha schon bisher über mangelnde Zusagen für die Jemen-Hilfe und Blockaden von Hilfslieferungen durch Konfliktparteien.
Saudi-Arabien führt seit 2015 eine Militärkoalition an, die aufseiten der jemenitischen Regierung gegen Huthi-Rebellen kämpft. Im Süden operieren weitere Milizen. Saudi-Arabien wirft dem Iran vor, die Huthi zu unterstützen. Deshalb gilt der Jemen-Krieg auch als Stellvertreterkrieg.
Saudi-Arabien wird wegen Luftangriffen auf Kliniken und Schulen im Jemen heftig kritisiert. Aber auch anderen Kriegsparteien werden schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen. UN-Vermittler Martin Griffiths richtete im November einen dramatischen Appell an die Konfliktparteien, sich auf eine Waffenruhe zu verständigen.