Berlin/Hannover (epd). Die Bundesregierung hat Überlegungen für ein staatliches Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie begrüßt. "Ich denke, das ist es wert, dass man darüber redet", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Er reagierte damit auf den Vorschlag des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, einen Gedenktag für die Opfer einzurichten. Skepsis kam dagegen vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU). "Wenn der Staat gedenkt, muss er an alle Leidenden denken", sagte Laschet der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag).
In der Debatte um ein Erinnern an die Corona-Opfer hatte sich der Limburger Bischof Bätzing für einen nationalen Gedenktag ausgesprochen. Als möglichen Termin schlug er in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) den Beginn der geplanten bundesweiten Impfkampagne gegen das Coronavirus vor. "Wir brauchen einen festen bundesweiten Corona-Gedenktag", sagte Bätzing. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bereits Anfang September eine offizielle Trauer-Veranstaltung für die Corona-Opfer in Deutschland ins Gespräch gebracht, aber eher im Rahmen einer Gedenkstunde.
NRW-Ministerpräsident Laschet sagte der "Rheinischen Post" weiter, Corona sei eine gefährliche Pandemie, die alle Menschen beschäftige und das Leben aller nachhaltig verändere. "Aber wir dürfen den Schmerz aller anderen nicht vergessen, nicht relativieren und nicht gegeneinander aufrechnen", mahnte Laschet: "Wir werden sicher nach der Pandemie geeignet an die Opfer erinnern."
Der Leiter des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Georg Lämmlin, begrüßte die Vorschläge für einen Gedenktag ausschließlich für Corona-Opfer grundsätzlich. Die Planung eines Trauergedenkens für die Corona-Toten "halte ich für eine passende und sinnvolle Kommunikationsform, um die Trauer und den Schmerz von Angehörigen und die gesellschaftliche Betroffenheit anzusprechen", sagte er am Montag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Kirchen sollten zudem einen zentralen Beitrag zum "Thema Achtsamkeit, Solidarität, Fürsorge und Verzicht zugunsten der gefährdeten Menschen leisten."
"Ein zentraler Trauergedenktag hätte eine wichtige Signalwirkung und Bedeutung", fügte der evangelische Theologe und Professor für Praktische Theologie Lämmlin hinzu. Skeptisch äußerte er sich jedoch dazu, schon jetzt über einen festen Gedenktag nachzudenken. Dazu sei es noch zu früh, sagte er dem epd.
"Wichtig wäre in jedem Fall, Betroffene in die Vorbereitung und Durchführung einzubeziehen", unterstrich der Sozial-Experte. Die Feier könne eine zentrale Form mit Repräsentanten aus der Politik, den Kirchen sowie von Angehörigen in Verbindung mit vielen lokalen Feiern vor Ort haben, sagte er. Das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) begleitet und kommentiert aktuelle Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft.
epd lwd/co/cez jup