"Ethik-Lotsen" sollen in Pflegeheimen vermitteln

"Ethik-Lotsen" sollen in Pflegeheimen vermitteln
Zwölf "Ethik-Lotsen" werden demnächst in Altenpflege-Einrichtungen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) das Gespräch mit Heimleitungen, Angestellten, Bewohnern und Angehörigen suchen.

Angesichts des ethischen Dilemmas zwischen dem Wunsch der Bewohner nach Kontakt und dem Wunsch der Heimleitungen, das Coronavirus durch Besuchseinschränkungen fernzuhalten, sollten diese Personen ethische Verständigungsprozesse moderieren, sagte die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann. Sie hoffe, dass das Projekt mit zwölf Pfarrerinnen und Pfarrern, die an unterschiedlichen Orten in Pflegeheimen arbeiten, auch auf weitere Einrichtungen ausgeweitet werden könne.

So sei es etwa für die Mitarbeiter der Pflegeheime wichtig, mit den Erfahrungen eines solchen ethischen Dilemmas nicht allein zu sein, betonte Hofmann. Aktuell stehe etwa die Frage an, wie Weihnachten gefeiert werden könne. Vor Start des Projektes erhalten die zwölf Seelsorger in der ersten Adventswoche noch eine Schulung für die anstehenden Verständigungsprozesse.

 

Nicola Haupt, Referatsleiterin Sonderseelsorge der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), wies den im Frühjahr laut gewordenen Vorwurf zurück, die Kirche habe Menschen in Altersheimen und Krankenhäuser im Stich gelassen. Seelsorger hätten nicht zu der Personengruppe gezählt, denen der Zutritt zu den Heimen generell verboten gewesen sei, sagte sie. Die meisten Einrichtungen hätten Seelsorge und Sterbebegleitung durch Geistliche auch ermöglicht. Die Landeskirche habe dazu ermutigt, der Seelsorge hier nachzukommen. Allerdings seien viele Heime im Gegensatz zu Krankenhäusern nicht mit Schutzausrüstungen ausgestattet gewesen, was die Arbeit erschwert habe.

Altenheimseelsorgerin Birgit Inerle, die Mitglied der Zwölfergruppe ist, sagte, dass die Altenpflegeheime eine Schließung für Besucher wie im Frühjahr auf jeden Fall vermeiden wollten. Als eine große Hilfe habe sich die digitale Kommunikation erwiesen, so etwa die Übertragung von Gottesdiensten auf dem Fernseher. Allerdings sei die Digitalisierung keine Lösung für Demente, ergänzte Referatsleiterin Haupt. Hier spielten Berührungen eine große Rolle, die auch in Zukunft unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich sein müssten.