Der evangelische Landesbischof Christoph Meyns sagte am Donnerstagabend vor der Landessynode in Wolfenbüttel, die Synode habe vor zehn Jahre dahingehend bereits Beschlüsse gefasst. In den nächsten fünf bis zehn Jahren müsse die Kirche auch die Kosten für Verwaltung und Leitung kritisch betrachten.
Die braunschweigische Landeskirche rechnet den Angaben zufolge von 2017 bis 2030 mit einem Rückgang der Mitglieder und einem Absinken der Kirchensteuer um jeweils 25 Prozent. Bis 2060 soll beides um weitere 30 Prozentpunkte zurück gehen. Seit 1990 sei die Zahl der Gottesdienstbesucher um 55 Prozent zurückgegangen, und auch die Zahl der Trauungen und Taufen um mehr als 50 Prozent. Diese Entwicklung stehe im Zusammenhang mit einer steigenden Individualisierung und dem dem Verlust von institutionellen Bindungen insgesamt, hieß es.
Meyns sagte, die gewachsene kirchliche Arbeit, mit der viele groß geworden seien, stehe auf dem Prüfstand. Die Kirche müsse neue Wege gehen und auch inhaltlich neue Sozialformen und neue Organisationsformen entwickeln. Dazu gehöre auch, die Identität als Volkskirche zu überprüfen.
Unter dem Titel "Lebendige Kirche 2030" hatte eine Arbeitsgruppe zuvor ein rund 40-seitiges Papier mit Denkanstößen zur künftigen Ausrichtung der kirchlichen Arbeit verfasst. Die Kirchenparlamentarier stimmten dafür, dass es auf dieser Grundlage bis zum Sommer einen breit angelegten Beteiligungsprozess geben soll. Ziele und Projekte zur Umsetzung sollen der Synode zur Beratung und Beschlussfassung im November 2021 vorgelegt werden.
Die Synode mit 46 Delegierten tagte am Mittwoch und Donnerstag unter den notwendigen Hygieneregeln in der Lindenhalle in Wolfenbüttel. Erstmals wurde die Veranstaltung als Livestream auf dem landeskirchlichen Youtube-Kanal "Evangelische Perspektiven" im Internet übertragen. Zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gehören 304 Gemeinden mit rund 320.000 Mitgliedern. Ihr Gebiet erstreckt sich von Wolfsburg bis an den Südrand des Harzes.