Todesurteil gegen Afro-Amerikaner in den USA vollstreckt

Todesurteil gegen Afro-Amerikaner in den USA vollstreckt
Juristisches Ringen um Hinrichtungen vor Wechsel im Weißen Haus
Zum Tode verurteilte Häftlinge in nationalstaatlichen US-Gefängnissen können auf den Wechsel im Weißen Haus hoffen. Am Donnerstag wurde unter Donald Trump der achte von ihnen hingerichtet.

Terre Haute/Washington (epd). Nach einem juristischen Tauziehen ist am Donnerstag (Ortszeit) in den USA 26 Jahre nach der Tat ein Todesurteil gegen einen Afro-Amerikaner vollstreckt worden. Laut einem Bericht des örtlichen Fernsehsenders WTHI wurde der 49-jährige Orlando Hall kurz vor Mitternacht im nationalstaatlichen Gefängnis von Terre Haute im Bundesstaat Indiana hingerichtet. Er war wegen Entführung, Vergewaltigung und Mordes im Jahr 1994 verurteilt worden. Die Angehörigen des 16-jährigen Mordopfers Lisa Rene äußerten sich laut WTHI erleichtert.

Die Exekution erfolgte mit rund sechs Stunden Verspätung wegen eines dann wieder aufgehobenen Berufungsgerichtsurteils, demzufolge die Hinrichtungsmethode nicht den gesetzlichen Vorschriften entspreche. Der Afro-Amerikaner Hall war von einem ausschließlich mit Weißen besetzten Geschworenengericht verurteilt worden.

Die meisten Todesurteile werden in den USA von den Gerichten der einzelnen Bundesstaaten ausgesprochen. Justizminister William Barr hat sich für den Vollzug der nationalstaatlichen Todesstrafe eingesetzt. Das schulde man den Opfern. Nach 17 Jahren Hinrichtungspause wurden unter dem scheidenden Präsidenten Donald Trump acht Hinrichtungen nach nationalstaatlichen Gesetzen ausgeführt.

Ebenfalls am Donnerstag schob ein Berufungsrichter die für den 8. Dezember geplante Hinrichtung der wegen Mordes 2004 an einer schwangeren Frau zum Tod verurteilten Lisa Montgomery (52) auf. Montgomerys Anwältinnen sind beide an Covid-19 erkrankt. Daher dürfe die Hinrichtung frühestens am 31. Dezember stattfinden, heißt es laut Fachdienst "courthousenews.com" in dem Aufschub. Montgomerys Hinrichtung wäre die erste nationalstaatliche Exekution einer Frau seit 1953. Montgomery soll ihrem Mordopfer das Baby aus dem Mutterleib geschnitten und als ihr eigenes Kind ausgegeben haben.

Am 10. Dezember soll der wegen zweifachen Raubmordes nach nationalstaatlichen Gesetzen verurteilte Brandon Bernard (40) hingerichtet werden. Bernard war zur Tatzeit 18 Jahre alt.

Den Verurteilten geht es bei den Berufungen um Zeit. Trump scheidet am 20. Januar 2021 aus dem Amt. Sein Nachfolger Joe Biden hat sich gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Es wird angenommen, dass unter Biden keine nationalstaatlichen Todesurteile vollstreckt werden.