Tübingen (epd). Die Alzheimer-Krankheit beginnt nach neuesten Forschungsergebnissen viel früher als bisher gedacht. Das hätten Untersuchungen an Mäusen ergeben, teilte die Universität Tübingen am Dienstag mit. Sollte sich dieser nachgewiesene Prozess der Veränderungen im Gehirn auch beim Menschen bestätigen, brauche es neue, früher ansetzende Behandlungsformen, hieß es.
Bekannt sei bisher, dass sich eine Alzheimer über Jahrzehnte hochschaukle. Die Krankheit beginne mit einer fatalen Kettenreaktion, bei der zunächst ohne Demenzsymptome massenhaft falsch gefaltete Beta-Amyloid-Proteine entstehen, die das Gehirn im Endstadium der Krankheit Ende regelrecht überschwemmen. Nun wurde nachgewiesen, dass diese Kettenreaktion sehr viel früher einsetze als bisher gedacht.
Noch vor der Frühphase mit Protein-Ablagerungen gebe es eine Spanne, in der winzige, unsichtbare sogenannte Aggregationskeime die Kettenreaktion für Alzheimer in Gang setzten, teilte die Uni weiter mit. Um darauf zu reagieren, hätten die Wissenschaftler bereits einen ersten Antikörper identifiziert.
Ihre Ergebnisse präsentieren die Forschenden um Mathias Jucker vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) in Tübingen und vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience".
Alzheimer-Mäuse, die noch vor Auftreten der bisher bekannten Protein-Ablagerungen mit dem identifizierten Antikörper behandelt worden seien, hätten später nur die Hälfte der sonst üblichen Ablagerungen aufgewiesen. "Das Gehirn der Mäuse war am Ende zu 50 Prozent weniger geschädigt", sagte Mathias Jucker. Die Ergebnisse legten nahe, dass man sich mehr auf die Frühphase einer Alzheimer-Erkrankung konzentrieren müsse, sagte Jucker.