Der 133 Seiten lange Text beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Schuld, Sünde und Vergebung und richtet sich nach Aussage der Verfasser an ein kircheninternes Publikum. Begleitend erschien eine Broschüre, die die Aussagen in 15 Thesen zusammenfasst.
Viel zu lange habe man in der Theologie Sünde fälschlicherweise als etwas verstanden, das Menschen angeboren sei, sagte Bedford-Strohm. Sünde bezeichne stattdessen eine gestörte Beziehung zu Gott und stehe für all das, was den Menschen von sich selbst, von Gott und von seinem Mitmenschen trenne. Sie sei ein Zustand einer ungesunden Selbstzentrierung. Das sei etwas, das jeder aus zwischenmenschlichen Beziehungen kenne, sagte Bedford-Strohm. Sünde mache den Menschen blind für die Bedürfnisse seines Nächsten.
Auch auf Institutionen oder Gesellschaften könne der Begriff Sünde angewendet werden, sagte der bayerische Landesbischof. Er sprach von einem "vergifteten Geist", der etwa dazu führen könne, dass sexualisierte Gewalt in kirchlichen Institutionen möglich sei. Im öffentlichen Raum werde die Sünde etwa durch Nationalismus sichtbar.
Erarbeitet wurde der Grundlagentext von der EKD-Kammer für Theologie unter dem Vorsitz von Christoph Markschies. Es sei wichtig, die Begriffe Schuld und Sünde auseinanderzuhalten, sagte der Berliner Theologie-Professor. Im Unterschied zur Sünde beziehe sich der Begriff Schuld auf gestörte Verhältnisse zwischen Menschen. Die Erfahrung der Vergebung könne den Menschen befreien und mache begreiflich, was ihn belastet habe.
Der Text ist im Auftrag des Rates der EKD entstanden. Vor zwei Jahren sei mit der Bearbeitung begonnen worden, sagte Markschies. Da die aktuelle Ratsperiode im kommenden Jahr ende, sei der Text nun veröffentlich worden. Der Grundlagentext ist Teil einer Textreihe, die anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 die reformatorische und damit evangelische Botschaft für die Gegenwart auslegt. Die Vorgängerschriften sind "Rechtfertigung und Freiheit" (2014) und "Für uns gestorben" (2015).