Mainz (epd). Der Mainzer Arzt Gerhard Trabert mahnt mehr kommunale Anstrengungen bei der Winterhilfe für Obdachlose in Corona-Zeiten an. Es müsse - so wie mancherorts im Frühjahr - wieder spezielle Unterkünfte für Risikopatienten und für Quarantäneplätze geben, sagte der Vorsitzende des Hilfsvereins "Armut und Gesundheit in Deutschland" in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem müssten dringend kostenlose Schutzmasken an Menschen verteilt werden, die auf der Straße leben. Schals oder Tücher böten keinen ausreichenden Schutz vor dem Virus.
"Die Gefahr für diese Menschen ist im Winter noch größer. Das hat man noch immer nicht realisiert", sagte Trabert. Er appellierte an die Kommunalpolitiker, ihre Hilfen für Wohnungslose nicht herunterzufahren, damit die Betroffenen möglichst schnell in andere Städte weiterziehen. "Ich habe schon den Eindruck, dass es sich manche Kommunen sehr leicht machen", kritisierte er. Engagierte Kommunen müssten im Gegenteil mehr Unterstützung von der Landesregierung erfahren. Dass Mitarbeiter von Ordnungsämtern drastische Corona-Bußgelder gegen Obdachlose verhängen wie zuletzt in Karlsruhe, verurteilte Trabert als "absolut inakzeptabel".
"Wohnungslose Menschen sind häufig chronisch krank oder immungeschwächt", warnte der Arzt. Daher seien sie in der Coronavirus-Pandemie besonders gefährdet. Im Winter verschärfe sich das Infektionsrisiko ohnehin aufgrund des nasskalten Wetters. In vielen Städten gebe es wegen der Corona-Maßnahmen nun kaum noch Möglichkeiten, sich aufzuwärmen. Zusätzliche Unterkunftsplätze seien auch deshalb dringend nötig, weil viele Menschen beispielsweise wegen ihrer Hunde nicht in den bestehenden Wohnheimen aufgenommen würden.
In Mainz, wo der Verein "Armut und Gesundheit" sich seit Jahren um die medizinische Versorgung Wohnungsloser kümmert und eine Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung betreibt, habe die Stadt in der aktuellen Krise viele wichtige Maßnahmen ergriffen. So seien auf einem ehemals vom US-Militär genutzten Gelände separate Notunterkünfte für Personen geschaffen worden, die isoliert werden müssen. In den Wohnheimen seien die strengen Regeln zur maximal erlaubten Aufenthaltsdauer gelockert worden. Außerdem habe die Stadt eine Forderung seines Vereins aufgegriffen und finanziere eine Grippeschutz- und Streptokokken-Impfung für Wohnungslose ohne Versicherungsschutz.