Berlin (epd). Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang warnt nach den mutmaßlich islamistisch motivierten Terroranschlägen in Nizza und Wien vor Nachahmungstaten. Auch die deutschen Sicherheitsbehörden müssten sehr wachsam sein, sagte Haldenwang dem ARD-Hauptstadtstudio. Man müsse einen "sehr scharfen Blick auf die uns bekannten Gefährder werfen".
"Ich habe in den vergangenen Jahren immer gesagt, die Gefährdungssituation durch den islamistischen Terrorismus ist unverändert hoch - wir müssen jeden Tag auch in Deutschland mit einem islamistischen Anschlag rechnen", sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz laut einem Bericht vom Donnerstag. Als Hauptauslöser für die islamistisch motivierten Anschläge in den vergangenen Wochen sieht der Verfassungsschutzpräsident die neuerliche Diskussion um Mohammed-Karikaturen in Frankreich. Das habe "die Emotionen der Islamisten sehr stark hochkochen lassen", sagte Haldenwang: "Wir nehmen wahr, dass auch in Deutschland die Szene sehr intensiv über diese Ereignisse diskutiert und Solidarität zeigt mit den französischen Glaubensbrüdern und -schwestern."
Ob es Kontakte zwischen dem Täter von Wien und handelnden Personen des "Islamischen Staates" (IS) im arabischen Raum gegeben hat, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen, sagte der oberste deutsche Verfassungsschützer. "Auf jeden Fall ist erkennbar, dass der IS Bemühungen unternimmt, sich neu zu organisieren", erläuterte er. Allerdings mache er noch ein Fragezeichen, ob der IS schon so weit sei, aus der Ferne Anschläge in Westeuropa selbst zu planen, zu koordinieren oder zu veranlassen. Die IS-Propaganda reiche aber schon wieder aus, um radikalisierte Einzeltäter zu Taten und dazu zu motivieren, sich zum IS zu bekennen.
epd kfr