Anti-Atom-Initiativen fordern mehr Transparenz bei Endlagersuche

Anti-Atom-Initiativen fordern mehr Transparenz bei Endlagersuche

Berlin (epd). Anti-Atom- und Umweltgruppen fordern bei der Suche eines Endlagers für hochradioaktivem Atommüll eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung. Die Geschäftsführerin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Antje von Broock, kritisierte am Montag in Berlin, dass der am Vormittag vorgestellte Zwischenbericht Teilgebiete der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) "drei Jahre hinter verschlossenen Türen geschrieben" worden sei.

Der Sprecher der Anti-Atom-Organisation "Ausgestrahlt", Jochen Stay, sagte, die betroffenen Menschen müssten eingebunden werden, damit der Prozess nicht scheitere - was schon bei Windparks oft der Fall sei. Schließlich werde künftig ein Ort das Atommüllrisiko für die ganze Gesellschaft auf sich nehmen. Bislang aber sei aber nur eine "Pseudo-Beteiligung" möglich: Alle dürften ihre Meinung äußern, doch staatliche Stellen könnten darüber hinweg gehen. So bestehe die Gefahr, dass der Standort mit der geringsten Hausmacht im Bundestag als Endlager gewählt werde.

Martin Donat, Vorsitzender Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, mahnte zugleich an, auch Maßnahmen zur Mediation und Konfliktberatung einzuplanen. Er zeigte sich überzeugt, dass ansonsten die Endlagersuche zu einem schwerwiegenden gesellschaftlichen Konflikt führen könnte. Im niedersächsischen Kreis Lüchow-Dannenberg liegt der umstrittene Salzstock Gorleben.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte zuvor bekanntgegeben, dass 90 "Teilgebiete" mit einer Fläche von mehr als 240.000 Quadratkilometern in die engere Auswahl kommen - also etwa 54 Prozent der bundesdeutschen Fläche. In allen Bundesländern kommen Gebiete infrage außer dem Saarland. Der Salzstock Gorleben gehört nicht dazu.

Ab 2050 sollen insgesamt 10.500 Tonnen hochradioaktiver Atommüll in etwa 1.900 Castor-Behältern dauerhaft in einem Endlager deponiert werden. Laut BGE muss ein solcher Standort auch "mehrere Eiszeiten" überstehen können - da der Schutz von Mensch und Umwelt vor der Strahlung für etwa eine Million Jahre gewährleistet sein muss. Ende 2022 geht in Deutschland das letzte Atomkraftwerk vom Netz.