Kinder hätten ein grundsätzliches Recht auf umfassende Bildung, sagte der Mitherausgeber der "Zeitschrift für Pädagogik und Theologie", Ralf Koerrenz, am Mittwoch in der Saalestadt. Wenn das gewohnte Umfeld erschüttert sei, eine existenzielle Bedrohung im Raum stehe und der Alltag aus den Fugen gerate, sei das Nachdenken darüber, was wirklich zählt, besonders wichtig, erklärte der Inhaber des Lehrstuhls für Historische Pädagogik und Globale Bildung.
Im abgelaufenen Schuljahr seien viele Unterrichtsstunden ausgefallen. Ministerien und Schulleitungen hätten die Fächer unterschiedlich gewichtet und dabei Kernfächer priorisiert, sagte der Bildungsforscher und Theologe. Der Religionsunterricht sei als nicht systemrelevant betrachtet worden. Dieser Einschätzung habe man mit der Publikation "Gerade jetzt! - 10 Thesen, warum der Religionsunterricht in der Corona-Zeit unverzichtbar ist", begegnen wollen.
Eine Beschäftigung mit Fragen der Religion und Ethik helfe den Schülern, Orientierung zu finden. Zudem biete das Fach eine Gesprächsplattform, um sich über die existenziellen Erfahrungen, die mit der Pandemie einhergingen, auszutauschen. Dabei spiele es zunächst keine Rolle, um welche Religion - Christentum, Islam oder Judentum - es sich handele, sagte der Pädagogik-Professor. Die Lehrkräfte in diesem Bereich seien zudem oft seelsorgerisch besonders sensibilisiert und könnten die jungen Leute beratend durch die Krise begleiten.