Sie vermisse Wertschätzung für das Anliegen und Anerkennung der theologischen Arbeit seitens des Vatikans, sagte Dorothea Sattler dem Evangelischen Pressedienst. Sie ist die Mitautorin des ökumenischen Votums zur Teilnahme am Abendmahl und an der Eucharistie der jeweils anderen Konfession, das vor einem Jahr veröffentlicht wurde. Am 21. September war ein Schreiben des Vatikans öffentlich geworden, in dem diese Möglichkeit strikt abgelehnt wird.
Gleichzeitig sei sie dankbar für die "große Rezeption" des Papiers "Gemeinsam am Tisch des Herrn", sagte Sattler: "Darin liegt die Chance, dass wir unsere theologischen Argumente erneut vortragen können." Die katholischen deutschen Bischöfe wollen sich während ihrer Herbstvollversammlung, die bis 24. September in Fulda stattfindet, mit der Stellungnahme des Vatikans befassen.
Das Votum stammt aus dem Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, dessen katholische wissenschaftliche Leiterin Sattler ist. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ist einer der beiden bischöflichen Vorsitzenden. Er hatte das Papier mitverantwortet und erklärt, es könne eine Grundlage für die Gottesdienste beim 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt am Main sein. Die vatikanische Glaubenskongregation rät aber genau davon ab.
Sattler sagte, immer wenn im ökumenischen Dialog die Handlungsebene betreten werde, schreckten viele dann doch zurück. Seit vielen Jahrzehnten gebe es theologische Arbeiten zum Ämter- und Sakramentenverständnis. "Wir können nicht jedes Mal wieder von vorne beginnen, es liegen bereits so viele Studien vor, die keine Anerkennung finden", sagte die Münsteraner Professorin. "Wir sind gewiss bereit, unser Papier theologisch zu prüfen und weiterzuentwickeln, aber nur dann, wenn wenigstens die Perspektive besteht, dass sich dann auch in der Praxis etwas ändert."
Sattler wies Kritik der Glaubenskongregation zurück, das Votum trenne Christus von der Kirche. Richtig sei, dass das Papier zwischen Jesus Christus, der zum Mahl einlade, und der Kirche unterscheide. Der Vorwurf der Trennung sei aber unzutreffend. Die eigentliche theologische Begründung des Votums werde in der Stellungnahme des Vatikans nicht besprochen, sagte Sattler. Autoritäten aller Kirchen hätten zu achten, dass Jesus Christus selbst in der Kraft des Geistes Gottes seine Gegenwart einer Gemeinschaft verheißen habe, die sich zum Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung versammelt: "Jesus Christus setzt sich selbst wirksam präsent, wo er es möchte - darauf vertrauen wir in der Ökumene gemeinsam und suchen seine Nähe."