Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) aufgefordert, mehr Flüchtlinge als angekündigt aus dem abgebrannten griechischen Flüchtlingslager Moria nach Deutschland zu holen. Es sei zwar "toll", dass bis zu 150 unbegleitete Minderjährige aufgenommen werden sollten, sagte der Kardinal in einer am Freitag auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Er fügte jedoch hinzu: "Seien wir doch ehrlich, wir können mehr, Deutschland kann mehr, Europa kann mehr. Helfen wir diesen Menschen, aus ihren Flüchtlingslagern herauszukommen, und geben wir ihnen eine Perspektive."
Das Erzbistum Köln stellte nach Woelkis Worten 20.000 Euro für die Hilfsmaßnahmen der Gemeinschaft Sant'Egidio in dem Flüchtlingslager bereit. Die sozial engagierte geistliche Gemeinschaft Sant'Egidio kümmert sich den Angaben zufolge seit 2016 um eine menschenwürdige Versorgung der Menschen in Moria. Aufgrund eines Verbots der Behörden könnten die Nichtregierungsorganiationen aktuell nicht mehr direkt zu den Menschen gehen, berichtete Cesare Zucconi, Generalsekretär von Sant'Egidio. Er hoffe, dass möglichst bald wieder direkte Hilfe möglich sei.
Nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos wollen zehn europäische Staaten insgesamt 400 minderjährige Flüchtlinge von dort aufnehmen. Von ihnen sollen 100 bis 150 in Deutschland Zuflucht finden, wie Innenminister Seehofer am Freitag mitteilte. Er bezeichnete die Verteilung als "ersten Schritt". Weitere Aufnahmen, vor allem von Familien mit Kindern, könnten folgen. Eine Größenordnung dafür nannte Seehofer nicht.