Hannover (epd). Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, sieht die Erfahrungen in der Corona-Pandemie als Beleg dafür, dass jede vierte Klinik in Deutschland nicht notwendig ist. Die Pandemie habe das eindeutig gezeigt, sagte Litsch dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag). "Wir brauchen Spezialisierung und mehr Zentralisierung." Gerade in Ballungszentren bestehe nach wie vor ein Überangebot an Kliniken, betonte der Krankenkassen-Chef.
Bisher seien 70 Prozent der Corona-Patienten in 25 Prozent der Kliniken behandelt worden, argumentierte Litsch: "Die Patienten wurden und werden in großen Krankenhäusern versorgt, die Spezialisten haben, die notwendige intensivmedizinische Ausstattung und schlicht genug Platz, um Isolierstationen einzurichten." Damit wären kleine Häuser strukturell überfordert. "Für Corona-Patienten war diese zentralisierte Krankenhausbehandlung jedenfalls ein Segen", sagte er.
Nicht jedes kleine Krankenhaus müsse geschlossen werden, schränkte Litsch ein. Die Notfall- und Grundversorgung müsse selbstverständlich in der Fläche gewährleistet werden. "Aber nicht alle Kliniken müssen alles anbieten." Außerdem komme auch eine Umwandlung zum Beispiel in ambulante Gesundheitszentren infrage.
Der ökonomische Druck und der zunehmende Fachkräftemangel würden eine Reform befördern, sagte der Verbandschef: "Im europäischen Vergleich haben wir zum Beispiel in Deutschland eigentlich genug Pflegekräfte. Aber sie sind derzeit auf zu viele Einrichtungen verteilt. Das können wir uns einfach nicht mehr leisten."