Frankfurt a.M. (epd). Die Quarantäne im griechischen Flüchtlingslager Moria bringt laut "Ärzte ohne Grenzen" die Bewohner des Camps in Gefahr. Die griechische Regierung habe die Pflicht, die Gesundheitsversorgung für die Menschen im Lager auf der Insel Lesbos zu verbessern und sie nicht unter entsetzlichen Bedingungen einzusperren, erklärte die Hilfsorganisation am Freitag. Die Quarantäne verschlimmere die psychischen Beschwerden der ohnehin bereits stark belasteten Menschen. "In Moria leben auch ältere Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere und Kinder, die Angst haben und die nun als Ergebnis dieser Politik noch mehr seelische Erschütterungen erleiden werden", betonte die Einsatzleiterin von "Ärzte ohne Grenzen" für Covid-19 auf Lesbos, Caroline Willemen.
Am Dienstag war der erste Fall von Corona in dem überfüllten Lager bekannt geworden. Daraufhin hatten die Behörden eine Quarantäne verhängt. Die Gesundheitsbehörden hätten zwar damit begonnen, die Bewohner des Camps auf das Virus zu testen, das sei ein erster Schritt, erklärte Willemen. "Nötig ist jetzt eine gut geplante Aktion, mit Nachverfolgung von Kontaktpersonen ebenso wie Tests, mit einer fundamentalen Verbesserung der Hygienebedingungen und der Gesundheitsversorgung." Eine Quarantäne könnte ausschließlich dort erfolgen, wo Minimalstandards erfüllt seien.
Seit Monaten forderten Hilfsorganisationen die Evakuierung von etwa 200 besonders gefährdeten Personen aus dem Lager. Doch passiert sei bislang nichts. Die Bundesregierung trage wegen ihrer entscheidenden Rolle beim Zustandekommen des EU-Türkei-Deals zur Flüchtlingsabwehr eine besondere Mitverantwortung für die desaströsen Verhältnisse in Moria, sagte die Expertin für Flüchtlingspolitik, Marie von Manteuffel. Sie müsse dringend auf EU-Ebene dafür sorgen, dass die Menschen auf den griechischen Inseln wirksam vor Covid-19 geschützt werden.