Pflegeverband: Gute Bezahlung allein nicht entscheidend

Pflegeverband: Gute Bezahlung allein nicht entscheidend
11.08.2020
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas

Frankfurt a.M. (epd). Die Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, Christel Bienstein, fordert, die Bezahlung in der Pflege deutlich zu verbessern. Die Corona-Pflegeprämie von 1.500 Euro in der stationären Altenpflege sei gut, aber "das Grundproblem der zu niedrigen Verdienste ist mit einer einmaligen Zahlung nicht vom Tisch", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zugleich stellte sie klar, dass im Kampf um neues Personal der Verdienst nicht die zentrale Rolle spiele. Die Arbeitsbedingungen müssten auf allen Ebenen attraktiver werden.

Der Aussage, die Pflegebranche habe nun mal einen schlechtes Image, widerspricht Bienstein: "Wir schneiden immer sehr gut ab, wenn es in Umfragen darum geht, wie die Bevölkerung die verschiedenen Berufsgruppen bewertet. Die Pflege steht immer sehr weit oben, direkt hinter der Feuerwehr." Aber aus solchen Umfragen könne man nicht schließen, dass die Bevölkerung wirklich weiß, was die Pflege tatsächlich leistet. "Die meisten Bürger sind kaum darüber informiert, wie differenziert und anspruchsvoll das Berufsbild wirklich ist."

Ihr Verband habe sich in einem Papier dafür ausgesprochen, als Einstiegsgehalt für Pflegefachpersonen 4.000 Euro brutto zu bezahlen. "Das Geld ist doch da. Ich erinnere nur an das Programm des Bundes, 13.500 zusätzliche Stellen in der stationären Altenpflege zu finanzieren. Aber erst 2.500 Stellen sind besetzt, denn es gibt schlichtweg kein Personal", sagte Bienstein.

Das sei auch eine Folge davon, dass nicht genug ausgebildet werde, sagte die einstige Professorin für Pflegewissenschaften. Doch mehr Kapazitäten führten nicht automatisch dazu, "dass man gescheite Personen finden, die aus Überzeugung in die Ausbildung gehen". Der Beruf sei ausgesprochen anspruchsvoll. Und da sei es eben nicht einfach, junge Leute zu finden, die diese Voraussetzungen mitbringen. "Schon jetzt müssen in den Pflegeschulen viele Auszubildende wieder aufhören. Die packen das Niveau einfach nicht", sagte Bienstein.

Die Verbandschefin beklagte zudem einen Stillstand in Sachen allgemeingültiger Tarifvertrag für die Pflege, den es dringend brauche, um die Arbeitsverhältnisse zu verbessern. Viele Pflegeeinrichtungen und auch Kliniken seien in der Hand von privaten Trägern. "Und die sind von solchen verbindlichen Regelungen überhaupt nicht angetan."