Ein klassisches Abendmahl mit Gemeinschaftskelch und Brot, das untereinander geteilt wird - das ist für viele Christen in Corona-Zeiten noch immer undenkbar. Weil das Abendmahl theologisch aber so wichtig ist, bietet die evangelische Kirche im friesischen Sande bei Wilhelmshaven am Samstagabend (8. August) eine neue Form der Feier an, Abstand und Hygiene inklusive: Vikarin Gudrun Nicolaus bereitet das Abendmahl als "Garten-Dinner" vor. "Mit gedeckten Tischen wie im Restaurant und einer Menükarte", erläutert die 27-jährige Nachwuchstheologin am Donnerstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Im Garten des Gemeindezentrums werden dazu Bierzelt-Tische aufgebaut, je ein Tisch für maximal zwei Haushalte. "Jeder bekommt einen Teller mit Brötchen und seinen eigenen Kelch", beschreibt Nicolaus. Die Liturgie zum Mitsprechen steht mitsamt eines Tischgebets auf der "Menükarte", die überall bereit liegt. Die Szene unter freiem Himmel erinnere sie an das letzte Abendmahl Jesu im Garten Gethsemane, "nur dass es für viele Besucher aufgrund der Corona-Einschränkungen wohl nach langer Zeit das erste Abendmahl sein wird".
Sie hoffe, die Gäste mit dieser Form auch emotional erreichen zu können, sagt Nicolaus, für die die Idee nach einer erfolgreichen Premiere durchaus Zukunft haben könnte: "Denkbar, dass man diese Form etabliert, vielleicht ein Mal im Quartal."
Das Abendmahl ist eines der zentralen Symbole der christlichen Religion. Christen zelebrieren im Teilen von Brot und Wein die "geheimnisvolle Gegenwart" von Jesus Christus im Gottesdienst. In den biblischen Gleichnissen gebraucht Jesus das gemeinsame Essen und Trinken als Bild für die unmittelbare Nähe Gottes zu den Menschen. Insbesondere die Abendmahlsfeier am Gründonnerstag vor Ostern ist für Christen auf der ganzen Welt von zentraler Bedeutung. Sie erinnert an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Kreuzigung am Karfreitag.
Das Mahl ist biblisch überliefert. Die bekannten Einsetzungsworte, die fester Bestandteil jeder Abendmahlsliturgie sind, gehen auf die Berichte zum letzten Abendmahl in den Evangelien zurück. Jede Abendmahlsfeier in Gemeindegottesdiensten erinnert an dieses letzte Abendmahl.
Im Text hieß es zunächst, die Abendmahl-Feier finde am Sonntag (9. August) statt. Wir bitten den Fehler zu entschudligen.