Berlin (epd). Bei der verheerenden Explosion in Beirut ist auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft getötet worden. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte am Donnerstag in Berlin: "Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt. Eine Angehörige unserer Botschaft in Beirut ist durch die Folgen der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen."
Am Dienstag war es auf dem Beiruter Hafengelände zu einer gewaltigen Detonation gekommen, deren zerstörerische Druckwelle über die gesamte Stadt fegte. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur NNA vom Donnerstagmorgen kamen mehr als 130 Menschen ums Leben, rund 5.000 wurden verletzt. Lokalen Medien zufolge waren 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, die seit sechs Jahren im Hafen lagerten.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun am Donnerstag in einem Telefonat seine Anteilnahme aus. Aoun habe den dringenden Bedarf an medizinischen Hilfsgütern geschildert, die für Operationen nötig seien, teilte das Präsidialamt in Berlin mit. Die Zerstörung mitten in der Stadt und der Infrastruktur im Hafen gefährde auch die Medikamenten- und Nahrungsmittelversorgung. Beide Staatsoberhäupter seien sich einig, dass ärztliche Unterstützung und die Versorgung der vielen Menschen, die obdachlos geworden sind, nun oberste Priorität hätten.
Die evangelische Kirche sicherte ihren ökumenischen Partnerkirchen im Libanon ebenfalls Unterstützung zu. Viele Mitarbeiter der Partnerkirchen seien angesichts der Zerstörung ihrer Häuser, Büros und Kirchengebäude zutiefst betroffen und traumatisiert. "In diesem Leid und der Verzweiflung stehen wir an Ihrer Seite", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben der Evangelischen Mittelost-Kommission der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das vom Vorsitzenden der Kommission, dem ehemaliger Berliner Bischof Markus Dröge, unterzeichnet wurde.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm drückte seine Bestürzung aus. "Dass dieses Land und seine Menschen, die durch so viele wirtschaftliche und politische Probleme ohnehin gebeutelt sind und die trotz dieser Probleme weit über eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen haben, nun auch noch von dieser Katastrophe heimgesucht werden, ist furchtbar", schrieb er auf Facebook.
Die Bundeswehr stellte ihre "fliegende Intensivstation" bereit. Laut Verteidigungsministerium wurde dafür am Stützpunkt Köln-Wahn die für einen Patienten-Lufttransport vorgesehene Maschine "StratAirMedEvac" in erhöhte Bereitschaft versetzt. Außerdem machte sich ein medizinisches Erkundungsteam der Bundeswehr auf den Weg nach Beirut.
Die Korvette "Ludwigshafen am Rhein" wurde den Angaben nach aus dem Einsatz bei der UN-Mission Unifil herausgelöst und lief am frühen Donnerstagmorgen aus Limasol auf Zypern aus. Die Besatzung, zu der auch ein Schiffsarzt gehört, soll in Beirut ebenfalls Unterstützung leisten. Ein schnell verlegbares Luftrettungszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sei darüber hinaus alarmiert, das in weniger als 96 Stunden dieses mobile Lazarett in Beirut betreiben könne. Die Hilfsmaßnahmen koordiniere der Militärattache an der deutschen Botschaft mit dem Krisenstab der libanesischen Streitkräfte.
Ein Flugzeug mit 20 Tonnen medizinischen Hilfsgütern der Weltgesundheitsorganisation landete am Morgen bereits in Beirut. Am Mittwoch war ein auf die Bergung verschütteter Menschen spezialisiertes Team des Technischen Hilfswerks in das arabische Land gereist. Dem Roten Kreuz vor Ort wurden laut Außenminister Maas zudem eine Million Euro Soforthilfe für Erste-Hilfe-Stationen und medizinische Güter zur Verfügung gestellt.
epd hei/mey kfr