"Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus sind wieder an der Tagesordnung", heißt es in einem gemeinsamen Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Online/Samstag). "Wir erleben heute, dass die Entmenschlichung und der dadurch beförderte Hass, der Auschwitz möglich gemacht hat, nach 1945 nicht verschwunden ist", erklären Bedford-Strohm und Schuster vor ihrer Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung im früheren NS-Konzentrationslager Auschwitz an diesem Sonntag.
In den sozialen Medien versprühten Hasser ihr Gift, fügten der EKD-Ratsvorsitzende und der Zentralrats-Präsident hinzu: "Sie leugnen und relativieren den Holocaust. Sie bedrohen, beleidigen und beschimpfen all jene, die nicht ihrem Menschenbild entsprechen." Wozu dieser Hass führen könne, hätten die Attentate von Halle und Hanau sowie der Mord an Walter Lübcke deutlich vor Augen geführt.
Am Sonntag findet Gedenken statt
75 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wollen an diesem Sonntag Vertreter der evangelischen Kirche und des Judentums sowie Repräsentanten von Sinti und Roma erstmals gemeinsam vor Ort der Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Geplant sind Kranzniederlegungen im Stammlager und im Außenlager Auschwitz-Birkenau, in dem Sinti und Roma interniert und ermordet wurden. Am Gedenken teilnehmen werden neben Schuster und Bedford-Strohm auch der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose.
Die Geschehnisse rückten in immer weitere Ferne, warnten Bedford-Strohm und Schuster: "Nur vier von zehn Schülern wissen, wofür Auschwitz steht. Auf deutschen Schulhöfen ist 'Du Jude' eine gängige Beschimpfung geworden." Jüdinnen und Juden seien mit einem zunehmend unverhohlenen Antisemitismus konfrontiert. Wissen über das Judentum und jüdisches Leben, über das Christentum, seine Wurzeln und das jüdisch-christliche Verhältnis seien daher essenziell. "Es wirkt wie eine Impfung gegen Judenhass", so Schuster und Bedford-Strohm.