Berlin (epd). Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, gegen Anfeindungen und Kritik in Schutz genommen. "Der Vorwurf, er unterdrücke Debatten oder wolle Kritiker der israelischen Regierung mundtot machen, ist haltlos und in unseren Augen auch respektlos", heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Offenen Brief von Zentralratspräsident Josef Schuster an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Die jüdische Gemeinschaft begrüße es uneingeschränkt, dass die Antisemitismus-Beauftragten "allen voran Felix Klein - sich auch dann öffentlich äußern, wenn es scheinbar nur um Kritik an Israel geht. Sie zeigen auf, wo der jüdische Staat dafür herhalten muss, um Judenfeindlichkeit zu transportieren." Der Brief ist mitunterzeichnet von zahlreichen jüdischen Landesverbänden.
Klein war zuletzt vorgeworfen worden, seine Kritik am Postkolonialismus-Forscher Achille Mbembe sei ein Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit. Im Kern der Auseinandersetzung stehen Schriften Mbembes, in denen er einen Zusammenhang zwischen dem Holocaust und dem Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern herstellt. Ähnlich wie in den postkolonistischen Staaten Afrikas würden in Israel die einstigen Opfer (die Juden) zu Verfolgern, die Verbrechen und Ungerechtigkeiten wiederholten, so Mbembe. Von der israelfeindlichen Boykottbewegung BDS hat er sich inzwischen distanziert.
Zentralratspräsident Schuster erklärte, in jüngster Zeit habe sich eine heftige Debatte über Antisemitismus und den politischen und wissenschaftlichen Umgang mit Antisemitismus entwickelt, "die uns mit Sorge erfüllt". Denn mit dieser Debatte gehe eine persönliche Diffamierung einher. Antisemitismus sei Alltag in Deutschland geworden. Er finde sich im muslimischen, im politisch rechten und linken Spektrum sowie zunehmend in der Mitte der Gesellschaft. "Sehr häufig wird Antisemitismus als Kritik am israelischen Staat kaschiert", erklärte Schuster.
Die jüdische Gemeinschaft sei der Regierungskoalition daher sehr dankbar, dass sie nach der vergangenen Bundestagswahl einen Bundesbeauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus berufen hat. Felix Klein fülle dieses Amt mit "hoher Sachkompetenz, Empathie und Engagement" aus.