Frankfurt a.M., Genf (epd). In Libyen sind nach UN-Angaben in der Nacht zum Dienstag zwei sudanesische Bootsflüchtlinge nach ihrer erzwungenen Rückkehr erschossen worden. Die Migranten seien in ihrem Boot auf dem Mittelmeer abgefangen und in das arabische Land zurückgebracht worden, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit Sitz in Genf. Örtliche Sicherheitskräfte in der libyschen Hafenstadt Al-Chums hätten das Feuer eröffnet, als die Sudanesen beim Verlassen des Bootes flüchten wollten. Drei weitere Migranten seien verwundet worden.
Die Verletzten wurden den Angaben zufolge in eine Klinik gebracht, die weiteren Überlebenden in ein Internierungslager. "Das Leiden der Migranten in Libyen ist nicht hinnehmbar", sagte der Leiter des IOM-Büros in Libyen, Federico Soda. "Der exzessive Einsatz von Gewalt führt wieder einmal zu einem sinnlosen Verlust an Menschenleben", fügte er hinzu. Oft gebe es in Libyen keinerlei Schutz für Flüchtlinge und Migranten, und es zeichne sich keine Besserung ab.
Die IOM bekräftigte, dass das Bürgkriegsland Libyen kein sicherer Ort für schutzbedürftige Flüchtlinge und Migranten sei. Sie dürften nicht in das Land zurückgebracht werden. Mehr als 2.300 Migranten werden laut IOM derzeit in Libyen unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Andere seien in die Hände krimineller Menschenhändler geraten.
Die IOM appellierte erneut an die Europäische Union, Solidarität zu zeigen und ein gerechtes Verteilungssystem für Bootsflüchtlinge zu beschließen, die über das Mittelmeer nach Europa wollen. In der Woche vom 20. bis 27. Juli wurden nach IOM-Angaben 387 Menschen von der libyschen Küstenwache aufgegriffen und zurückgebracht. Seit Jahresanfang waren es mehr als 6.000.
Wegen des Bürgerkriegs in Libyen sind den UN zufolge mehr als 400.000 Menschen in dem nordafrikanischen Land auf der Flucht. Hauptkontrahenten in dem Konflikt sind der international anerkannte libysche Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch und Rebellengeneral Chalifa Haftar. Sie erhalten jeweils von verschiedenen ausländischen Mächten Hilfe. Als Unterstützer von Al-Sarradsch gilt etwa die Türkei, als Helfer Haftars werden bislang etwa Russland und Ägypten angesehen.