"Jeder Bildungssenator, jede Bildungssenatorin weiß, dass ein schulisches Schutzkonzept ein zentraler Baustein dafür ist, dass man unter den Mädchen und Jungen Opfer von Missbrauch erkennt", sagte Rörig dem "Tagesspiegel am Sonntag". Mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern seien in keinem Bundesland Schulen verpflichtet, entsprechende Schutzkonzepte zu entwickeln.
Der 60-jährige Jurist forderte auch eine bessere Koordination der Behörden. Die Länder hielten mit ihren Zuständigkeiten für Polizei, Justiz, Bildung, Soziales und Gesundheit sowie die universitäre Forschung den Schlüssel für den Erfolg bei der Bekämpfung von sexueller Gewalt in ihren Händen.
Münster und Bergisch Gladbach sind keine Einzelfälle
Mit Blick auf die Missbrauchsfälle in Münster und Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) appelliert Rörig an die Innenminister der Länder, die personelle und technische Ausstattung der Ermittlungsbehörden zu überprüfen. "Niemand sollte glauben, dass die in Nordrhein-Westfalen zuletzt aufgedeckten Fälle ein Landesproblem sind", sagte der Missbrauchsbeauftragte: "Nur zu schauen, wie sich ihr Kollege Reul abrackert, das darf nicht sein."
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte 2019 nach den hundertfachen Missbrauchsfällen auf einem Campingplatz in Lügde den Kampf gegen Missbrauch zur Chefsache gemacht und die Polizei personell und finanziell massiv aufgestockt.