Fortgesetzte Austritte könnten die "soziale Temperatur" im Land senken, sagte Kretschmann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Menschliche Zuwendung lasse sich nicht gesetzlich regeln. So sei etwa die Hospizbewegung im kirchlichen Raum entstanden - "so was kann der Staat nicht einfach hervorbringen", betonte der Grünen-Politiker.
Eine Entchristlichung der Gesellschaft beobachtet Kretschmann, der auch kirchenpolitischer Sprecher der Landesregierung ist, derzeit aber nicht. Die Verfassung schütze die Menschenwürde, sozial Schwache und den Sonntag. Die Menschen im Land lebten christliche Werte: "Schauen Sie auf die mehrheitliche Einstellung zu Flüchtlingen, Minderheiten, Rassismus: Wann war eine Gesellschaft jemals so christlich wie unsere heute? Nie."
Für die Kirchen ist es nach Kretschmanns Einschätzung ein Problem, mit der sich verändernden Welt zurechtzukommen. "Von einem Gottesbild, das immer noch glaubt, Gott lenke die Welt, indem er alles steuert, muss man sich vielleicht mal radikal verabschieden", sagte der Katholik. Um das Entstehen eines Tsunamis oder der Corona-Krise zu erklären, brauche man keine überirdische Macht.
Der Ministerpräsident empfiehlt den Kirchen Reformen, die den Kern des christlichen Glaubens wieder freilegen. Die evangelische Kirche halte sich schon für reformiert, obwohl dieses Ereignis 500 Jahre zurückliege. In der katholischen Kirche gebe es Diskussionsverbote etwa zum Zölibat. Der christliche Glaube müsse jedoch jederzeit säkularen Menschen darstellbar sein.
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