Meister fügte Montag in einem Online-Talk mit Niedersachsens Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker hinzu, er erlebe bei vielen Menschen eine tiefgreifende Verunsicherung. Corona habe weite Teile des Lebens, wie es für viele als normal galt, aus den Fugen geraten lassen. Vor diesem Hintergrund habe auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Verletzlichkeit und der eigenen Sterblichkeit zugenommen, betonte Meister. "Viele Menschen suchen jetzt auch nach einem Umgang mit der Einsicht, dass die Existenz ein endliches Geschenk für einige Lebensjahrzehnte ist."
Ärztekammer-Präsidentin Wenker ergänzte, dass auch sie viele Patienten erlebe, denen die Sicherheit abhandengekommen sei, ihnen könne auf Jahre nichts passieren. In dieser Unsicherheit seien Kirche und Medizin gleichermaßen in der Pflicht, den Menschen beizustehen. "Unsere Aufgabe muss es sein, denjenigen beizustehen, die vielleicht still leiden. Diese Menschen müssen wir finden." Schon jetzt sei etwa in Branchen, die besonders unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden hätten, ein enormer Anstieg von psychischen Belastungen und psychischen Erkrankungen zu verzeichnen, so Wenker. Diesen Menschen nun eine Perspektive zu zeigen, sei eine schwierige Aufgabe, aber sie müsse fächerübergreifend angegangen werden.
Auch Meister betonte, es gehe nun darum, "Normales im Unnormalen" zu finden. Wenker und Meister diskutierten anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Zentrums für Gesundheitsethik der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Die Moderation des Gesprächs hatte die Direktorin des Zentrums, Julia Inthorn, übernommen.