Rom (epd). Bei einem Bootsunglück vor der tunesischen Küste sind mindestens 39 Menschen ertrunken. Unter den Opfern sind mindestens 22 Frauen und drei Kleinkinder, wie das tunesischen Nachrichtenportal "Tunisie Numérique" am Donnerstag berichtete. Das Unglück ereignete sich in der Nähe der Hafenstadt Sfax.
Eine der Frauen, deren Leichen wenige Seemeilen vor der tunesischen Küste geborgen wurde, soll hochschwanger gewesen sein. Unter den männlichen Todesopfern soll auch ein 48 Jahre alter Tunesier sein, der das überfüllte Boot mit Platz für 20 Menschen bei der Abfahrt von Sfax aus gesteuert hatte.
Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) teilte in Tunis mit, unter den mutmaßlich 53 Menschen an Bord des gekenterten Boots seien mehrheitlich weibliche Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara sowie sieben Tunesier gewesen. Die Identität der Leichen müsse anhand von DNA-Tests festgestellt werden.
Zwischen Januar und Mai habe sich die Zahl der Flüchtlingsboote, die von tunesischen Küsten aus Richtung Europa aufbrachen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht, sagte Federico Fossi vom UNHCR-Büro in Rom dem Evangelischen Pressedienst (epd). Während im vergangenen Jahr hauptsächlich Tunesier diese Route nutzten, stieg in diesem Jahr der Anteil von Migranten aus westafrikanischen Ländern UNHCR-Angaben zufolge erheblich an.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es derzeit so gut wie keine Kapazitäten für Rettungseinsätze im Mittelmeer gebe. Der italienischen Tageszeitung "Repubblica" zufolge bringen libysch-tunesische Schleuserorganisationen vermehrt in Libyen gestrandete Flüchtlinge nach Tunesien, um sie von dort mit kaum seetauglichen Booten nach Italien zu schicken. Migranten aus der Elfenbeinküste versuchen dagegen UN-Angaben zufolge vermehrt, direkt über Tunesien nach Europa zu gelangen.