In ihrer Laudatio betonte die Penzberger Pfarrerin Sandra-Marina Gassert, die Mitglieder von Sea-Watch hätten verstanden, "wie privilegiert wir hier leben und welch unverdientes Glück das ist". Sie würden die Motive derjenigen verstehen, die sich in Lebensgefahr begeben, um Europa zu erreichen. Es brauche Menschen wie die Seenotretter, hob Gassert hervor, "die auch mal zum Stachel in der Gesellschaft werden". Wer einmal die Not, die Hoffnung und auch die Verzweiflung auf dem Mittelmeer gesehen habe, der könne nicht aufhören, "sich dafür zu engagieren, dass keiner und keine zurückgelassen wird".
Das Steinbauer-Fenster nahm stellvertretend der Jurist Jesse Huppenbauer entgegen. Die undotierte Auszeichnung wird an Menschen und Organisationen verliehen, die sich zivilgesellschaftlich für andere einsetzen und dabei Nachteile erleiden oder angefeindet werden, erklärte der Vorsitzende der Pfarrbruderschaft, Friedrich Jehnes.
Namensgeber gegen Gleichschaltung der Evangelischen Kirche in NS-Zeit
Der ehemalige Tröglitzer Bürgermeister Markus Nierth und der Erlanger Professor für islamisches Recht, Mathias Rohe, sind unter den früheren Preisträgern. Zuletzt erhielt die Nürnberger Pfarrerin Simone Hahn die Auszeichnung. Sie hatte während Pegida-Demonstrationen vor ihrer Kirche zu Friedensgebeten eingeladen.
Das Karl-Steinbauer-Zeichen ist ein Glasfenster, das an Pfarrer Karl Steinbauer (1906 bis 1988) erinnert. Der Theologe legte sich schon als junger Vikar mit Landesbischof Hans Meiser wegen dessen Haltung zum NS-Regime an. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Bayerischen Pfarrbruderschaft, die sich gegen die Gleichschaltung der Evangelischen Kirche durch den NS-Staat stellte. Er verbrachte fast 500 Tage in Haft und erhielt zeitweise Predigtverbot. Die 1934 gegründete Bayerische Pfarrbruderschaft ist nach Angaben von Jehnes eine theologische Weggemeinschaft von Männern und Frauen, die ihre Wurzeln in der "Bekennenden Kirche" hat.