Frankfurt a.M. (epd). Dampfen ist nach Überzeugung von Experten weniger schädlich als das Rauchen von Tabak. Wer auf E-Zigaretten umsteige, verringere das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen um ein Vielfaches, sagte Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg am Mittwoch bei einem Online-Symposium der Frankfurt University of Applied Sciences. Beim Tabakrauchen sei das Nikotin weniger das Problem, sondern vielmehr die 250 giftigen und mindestens 90 krebserregenden Substanzen. Fast jeder fünfte Krebsfall in Deutschland werde durch Tabakkonsum hervorgerufen, insgesamt gebe es pro Jahr rund 120.000 tabakbedingte Todesfälle.
Die Gefahr, die von E-Zigaretten ausgeht, werde in Deutschland maßlos überschätzt, sagte die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention des Heidelberger Forschungszentrums weiter. Fast die Hälfte der Menschen stuften sie als genauso gefährlich ein wie Tabakzigaretten, zehn Prozent als noch gefährlicher. Dies verhindere, dass Konsumenten mit dem Qualmen aufhören wollten, sagte Mons. Deswegen brauche es eine "ausgewogene und differenzierte Risikokommunikation" und mehr Langzeitstudien, vor allem aus Deutschland.
Die Fehlwahrnehmungen in der Bevölkerung führten zu einer "kollektiven Demotivation" in Bezug auf einen Umstieg, kritisierte auch der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University, Heino Stöver. Er riet dazu, nicht immer das optimale Gesundheitsziel, die Abstinenz, anzusteuern, sondern Zwischenschritte einzulegen. Vor diesem Hintergrund sei die E-Zigarette sicher ein wichtiges Mittel.
Um vom Glimmstängel loszukommen, hätten im Jahr 2019 fast elf Prozent der 16 Millionen Raucher in Deutschland auf die E-Zigarette gesetzt, berichtete der Berliner Lungenfacharzt Thomas Hering. Sie sei als Entwöhnungsmethode viel attraktiver als etwa Ersatzprodukte wie Kaugummis und Pflaster. Abzuraten sei allerdings von einer gleichzeitigen Nutzung von E- und Tabakzigaretten. Auch vier bis sieben "Kippen" am Tag erhöhten das Krankheitsrisiko.