Bonn (epd). Die katholische Deutsche Bischofskonferenz geht auf Distanz zu einem Appell rechtskonservativer Geistlicher gegen die Corona-Maßnahmen, den mehrere ranghohe Kardinäle unterstützen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, erklärte, die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Bischofskonferenz unterscheide sich grundlegend von dem Aufruf, wie ein Sprecher am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte.
Weitere Einschätzungen gab es dazu nicht. Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands kommentiere man grundsätzlich nicht, hieß es. Kein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz habe den Appell unterstützt. Ende April hatte die Bischofskonferenz das Gottesdienstverbot wegen des Infektionsrisikos als vernünftig und verantwortungsvoll bezeichnet. Zugleich wurden die angekündigten Lockerungen begrüßt.
Der am Freitag im Internet veröffentlichte Corona-Aufruf enthält Verschwörungstheorien etwa zu den Einschränkungen der Religionsausübung infolge der Pandemie. Zu den Unterzeichnern gehören der ehemalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun.
Der Präfekt der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, betonte am Freitag auf Twitter, er teile zwar die "Sorgen" des Appells, die darin geäußert würden, habe diesen aber nicht unterzeichnet.
In dem Text wird eine Weltverschwörung angenommen, die das Ziel hat, persönliche Freiheiten dauerhaft einzuschränken. "Diese illiberalen Maßnahmen sind der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht", heißt es darin. Die öffentliche Gesundheit dürfe kein "Alibi" werden, um die Rechte von Millionen von Menschen weltweit zu verletzen. Die Unterzeichner äußern überdies "Zweifel an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr" des Coronavirus.
Der Autor des Appells, der ehemalige Vatikandiplomat, Erzbischof Carlo Maria Viganò, gehört innerhalb der katholischen Kirche zu den schärfsten Kritikern von Papst Franziskus. Der Ex-Nuntius in Washington bezichtigte das Kirchenoberhaupt im Umgang mit Missbrauchsfällen in den USA im vergangene Jahr der "offensichtlichen Lüge".
Sarah und Müller kritisierten bereits in den vergangenen Tagen Gottesdienstverbote im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus als unangemessenen Eingriff in die Religionsfreiheit. Papst Franziskus hatte die italienischen Bischöfe vor wenigen Tagen nach deren Protesten gegen Gottesdienstverbote während der Lockerung der Ausgehverbote zu Vorsicht und Gehorsam aufgerufen.