Köln (epd). Der FDP-Chef Christian Lindner spricht sich mit Blick auf den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie für mehr Flexibilität und regionale Lösungen aus. "Weil wir eben nicht alles wissen und weil sich die Situation regional auch unterschiedet", sagte Linder am Montag im WDR5-"Morgenecho". Mittlerweise sei Deutschland weiter als noch vor sechs Wochen, die Menschen seien aufgeklärter, und es seien mehr Schutzmaterialien vorhanden. Nun spreche nichts dagegen, beispielsweise in Aachen andere Lockerungen vorzunehmen als in Regionen, wo es noch sehr viele Infektionen gebe, etwa in Passau.
Auf eine mögliche zweite Infektionswelle müsse sich Deutschland vorbereiten. Dies sei absolut richtig, betonte der Parteichef. "Da müssen wir aufmerksam sein und bleiben." Doch seien das deutsche Gesundheitswesen und die Behörden mittlerweile weiter als noch vor einigen Wochen. Auch in die Einführung einer sogenannten Tracing App sei nun Bewegung gekommen.
Lindner mahnte die Bundesregierung an, ihr Vertrauen nicht durch immer wieder neue Argumente für einen Erhalt strenger Auflagen zu verspielen. Zunächst sei gefordert worden, die Verdoppelungszahl der Neuinfektionen unter zehn Tage zu bekommen, erinnerte Lindner und verwies auf die nun verbesserte Lage. Dann sollte der sogenannte R-Faktor, also die durchschnittliche Zahl von Menschen, die ein Infizierter ansteckt, unter eins oder darunter liegen. Auch dies sei nun erreicht worden, sagte Lindner.
"Jetzt kommt das nächste Argument: die zweite Welle." Hier würden also immer wieder neue Argumente gefunden, warum jetzt gerade nicht der richtige Zeitpunkt sei, um Maßnahmen zu verändern, kritisierte der FDP-Politiker. "Und da sehe ich den Staat schon in der Begründungspflicht, warum mit Maskenpflicht und Desinfektion und Abstandsregeln nicht auch mehr Bewegungsfreiheit möglich sein soll."