Frankfurt a.M., Bangkok (epd). Human Rights Watch hat Bangladesch aufgefordert, Hunderte Bootsflüchtlinge der Rohingya-Volksgruppe an Land zu lassen. Vor wenigen Tagen seien etwa 500 Rohingya auf zwei Booten in der Bucht von Bengalen gesichtet worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Samstag. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk befinden sich die Menschen offenbar seit Wochen ohne ausreichend Nahrung und Trinkwasser auf See. Die Regierung von Bangladesch lehnt die weitere Aufnahmen von Rohingya-Flüchtlingen ab. Außenminister Abdul Momen hatte nach er Sichtung der Flüchtlinge darauf verwiesen, dass Bangladesch bereits eine Million Rohingya beherberge. Die meisten davon waren Ende August 2017 nach Bangladesch geflohen, nachdem die Armee im Nachbarland Myanmar eine brutale Offensive gegen die muslimische Minderheit begonnen hatte.
"Bangladesch hat infolge der Gräueltaten des myanmarischen Militärs eine schwere Last auf sich genommen", sagte der Asien-Chef von Human Rights Watch, Brad Adams. "Das ist aber keine Entschuldigung dafür, Schiffsladungen von Flüchtlingen auf dem Meer treiben und sterben zu lassen." Auch an Malaysia und Thailand appellierte Adams, Bootsflüchtlinge zu retten. Mitte April hatte Bangladeschs Küstenwache fast 400 hungerleidende Rohingya aus Seenot gerettet. Berichten zufolge hatten sie sich aus den überfüllten Flüchtlingscamps in Bangladesch aufgemacht und zwei Monate lang versucht, nach Malaysia zu gelangen. Dort waren sie abgewiesen worden. Malaysia hatte dies mit strikten Einreisebestimmungen wegen der Corona-Pandemie begründet. Bei der Irrfahrt sollen bis zu 100 Menschen umgekommen sein. Menschenrechtler befürchten, dass sich die Krise um die Rohingya-Bootsflüchtlinge vom Mai 2015 wiederholen könnte. Damals waren binnen einer Woche mehr als 3.000 Hilfesuchende vor allem an den Küsten Malaysias und Indonesiens gestrandet oder gerettet worden. Tausende andere sollen ums Leben gekommen sein. Allein in den ersten drei Monaten 2015 waren nach Angaben von Aktivisten fast 29.000 Menschen mit Booten überwiegend aus Myanmar geflüchtet. Dort sind die Rohingya anhaltender Verfolgung ausgesetzt.