Frankfurt a.M. (epd). Führende Kirchenvertreter haben eine mangelnde Humanität Europas bei der Aufnahme von Flüchtlingskindern aus griechischen Lagern kritisiert. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte eine umgehende Evakuierung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln und die Verteilung der Menschen in Europa. "Es ist ein richtiger Schritt, dass jetzt endlich 50 Kinder kommen können. Aber es ist viel zu wenig", sagte der bayerische Landesbischof der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Donnerstag) zum Beschluss der Bundesregierung vom Mittwoch.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, warf der Bundesregierung und den EU-Ländern laut "Passauer Neuer Presse" fehlende Humanität vor. "Das ist beschämend und eine Folge rechtspopulistischen Gedankenguts in Europa", sagte er. Zur Erklärung der Bundesregierung, zunächst 50 Kinder aufzunehmen, erklärte Sternberg: "Wir müssen zeigen, dass Humanität in Europa keine Dekoration ist, sondern zu seinen Grundpfeilern gehört. Das gilt für alle Europäer." Es sei erschreckend, dass die Regierungen von Polen, Ungarn und Tschechien eine Haltung zeigten, die nicht nur unsolidarisch sei, "sondern jedem christlichen Denken widerspricht", sagte Sternberg.
Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm warnte: "Wenn sich das Coronavirus in dem völlig überfüllten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ausbreitet, hätte das dramatische Folgen." Es müsse "Schluss sein damit, die Verantwortung in Europa hin- und herzuschieben".
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