Osnabrück (epd). Der Präsident der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, hat die Forderung nach einem Besuchsverbot für Enkelkinder bei ihren Großeltern wegen der Corona-Pandemie zurückgewiesen. "Es gibt so wenige Kinder, die an Corona erkrankt sind, dass ich so eine pauschale Forderung für übertrieben halte", sagte Fischbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Online/Donnerstag). Großeltern gehörten aufgrund von Alter oder Vorerkrankungen zwar zur Risikogruppe, eine solche Maßnahme sei aber nicht erforderlich. Fischbach ist Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.
Der Mediziner reagierte auf Forderungen unter anderem des Chefvirologen der Berliner Charité, Christian Drosten. Dieser hatte unter Verweis auf die hohe Sterblichkeitsrate bei älteren Corona-Erkrankten gefordert, dass Kinder bis in den Herbst hinein nicht mehr zu den Großeltern zur Betreuung gegeben werden sollten.
"Es würde wohl ausreichen, die Kinder zu bitten, nicht mit Oma oder Opa zu kuscheln und sich oft die Hände zu waschen", sagte Fischbach. In vielen Familien unterstützten Großeltern die Eltern bei der Kinderbetreuung, wenn diese arbeiten müssten. Es gehe nicht nur um Familienbesuche. "Hier sollten wir Maß und Mitte im Auge behalten." Der Mediziner unterstrich jedoch: "Wenn die Kinder krank sind, bitte nicht zu Oma oder Opa schicken." Diese Regel sollte ohnehin ganz unabhängig von Corona befolgt werden.