"Wir brauchen dringend Normen im Umgang mit der digitalen Revolution", sagte der EKD-Ratsvorsitzende am Dienstagabend in Augsburg bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung.
"Der Diskurs und die Suche nach Wahrheit in den sozialen Medien tritt zunehmend zurück", sagte Bedford-Strohm. Durch Klicks würden Algorithmen nach oben gespült, wodurch man nicht mehr unterscheiden könne, was Wahrheit oder Unsinn sei. Auch deshalb sei Bildung ein zentrales Thema für die Evangelische Kirche, betonte der bayerische Landesbischof. Weitere Themen der evangelischen Bildungsarbeit seien zudem Qualifizierung und spirituelle Bildung, der interreligiöse Dialog, Demokratie-Förderung oder Orientierungsfragen beispielsweise beim Thema Migration oder nach dem aktuellen Sterbehilfe-Urteil.
Die Erwachsenenbildung ist nach Auffassung des Amtschefs im Bayerischen Kultusministerium, Ministerialdirektor Herbert Püls, unverzichtbar für Demokratie- und Werte-Erziehung. Sie leiste mit ihren Angeboten zur politischen und kulturellen Bildung einen wichtigen Beitrag zu einer offenen, toleranten und demokratischen Gesellschaft, sagte Püls.
"Wertegeleitetes Denken und Handeln stehen im Zentrum der Bildungsarbeit. Deshalb ist sie für uns so wertvoll", betonte Püls. Erwachsenenbildung setze neben der reinen Vermittlung von Wissen auch auf die Schulung von Verantwortungsbewusstsein. Gerade vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen sei es wichtig, den Menschen ein stabiles Wertegerüst mitzugeben und sie für die Demokratie zu begeistern.
Die religiöse, werteorientierte Bildung für Erwachsene müsse weiterhin ein Kernanliegen sein angesichts extremistischer Hetze und Hasskommentaren in den sozialen Medien. Auch angesichts des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland könne die Evangelische Erwachsenenbildung "das zivilgesellschaftliche Engagement stärken und die Menschen dabei unterstützen, Propaganda zu entlarven und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzustehen", sagte Püls.
Die Evangelische Erwachsenenbildung sei inzwischen "Brücke und Motor geworden für gesellschaftliche Prozesse", sagte Oberkirchenrat Stefan Blumtritt, Leiter der Abteilung Gesellschaftsbezogene Dienste im Münchner evangelischen Landeskirchenamt. Deshalb sei die Erwachsenenbildung auch wichtiger denn je, betonte Blumtritt. Das neue "Erwachsenenbildungsförderungsgesetz" in Bayern biete dazu einen verlässlichen Rahmen und sei "ein großer Wurf", sagte der Oberkirchenrat.
Im Juli 2018 wurde im Freistaat ein neues Bayerisches Erwachsenenbildungsförderungsgesetz verabschiedet. Das Gesetz benennt religiöse Bildung ausdrücklich als eines der Ziele von Erwachsenenbildung. Zudem würden die Mittel der institutionellen Förderung in den Jahren 2019 bis einschließlich 2022 deutlich erhöht: Im Jahr 2019 gab es vier Millionen Euro mehr, in diesem Jahr seien es fünf Millionen Euro, sagte Ministerialdirektor Püls.