Leer (epd). Der Evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher bedauert das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Aufhebung des Suizidhilfe-Verbots. Das Leben sei ein Geschenk Gottes, an seinem Anfang wie am Ende komme das "Selbstbestimmungsrecht" unvermeidlich an Grenzen, sagte der Theologe am Freitag in Leer.
"Diese Eigenverfügbarkeit über mein Leben und Sterben zum Leitmotiv der rechtlichen Bewertung des assistierten Suizids zu machen, wie es im Urteil des Bundesverfassungsgerichts geschieht, geht an der Wirklichkeit vorbei", unterstrich Heimbucher. Wie andere leitende Theologen bewertet er die Karlsruher Entscheidung damit anders als der hannoversche Landesbischof Ralf Meister.
Meister hatte das Urteil begrüßt und dabei gesagt: "Es zeigt, dass die Würde des Menschen auch das Selbstbestimmungsrecht des Menschen beinhaltet." Gleichwohl müsse die Kirche alles tun, dass eine solche Entscheidung nicht geschäftsmäßig wie ein Marktgeschehen organisiert werde.
Heimbucher verwies auch auf Grenzfälle, die wirklich ausweglos seien. "In einem solchen Extremfall wird ein Nahestehender wohl auch dabei helfen, dass ein geliebter Mensch endlich sterben kann", sagte der Kirchenpräsident. Solche Grenzfälle dürften aber nicht zu Normalfällen werden. Zudem dürften sie nicht sogenannten Sterbehilfe-Kliniken oder gar Organisationen, Vereinen oder Firmen überantwortet werden, die auf die Hilfe zum Suizid spezialisiert seien. "Die Legalisierung des assistierten Suizids fördert den fatalen Anschein seiner Normalität", warnte der Theologe.