Seit 50 Jahren ist es eine Institution in der Hamburger Innenstadt: das Beratungs- und Seelsorgezentrum (BSZ) an der Hauptkirche St. Petri (Mönckebergstraße). Ein solch breit aufgestelltes Beratungs- und Gesprächsangebot mitten in der City sei einzigartig in Deutschland, sagt Matthias Schmidt, Psychologe am BSZ und kommissarischer Leiter der Einrichtung. Das liege auch an dem hohen Engagement der 150 Ehrenamtlichen. Alle Gespräche sind vertraulich und kostenlos. Im April übernimmt Krischan Heinemann aus Kassel als neuer St. Petri-Gemeindepastor die Leitung.
Das BSZ bietet niedrigschwellig Gespräche für alle Menschen an, die Unterstützung im Alltag benötigen. Rund 6.000 Gespräche sind es pro Jahr. Die Ehrenamtliche werden, bevor sie ihren Dienst antreten, intensiv und professionell ein Jahr lang geschult. Zu den ehrenamtlichen Diensten gehören Gesprächsangebote und regelmäßige Supervisionen.
Nach der Eröffnung 1970 befand sich das Beratungszentrum jahrzehntelang im alten Gemeindesaal neben der Hauptkirche. Gespräche fanden hier an Tischen statt, abgetrennt durch einen Paravent, um die Privatsphäre der Beratenden und Klienten zu wahren. Schmidt hat das alte BSZ noch kennengelernt, als er 1988 das erste Mal als Praktikant vor Ort war. Seit 2009 ist es in einem Neubau neben der Petrikirche untergebracht. "Der neue Bau passt hier mehr zu unseren Bedürfnissen", sagt Schmidt. "Modern und offen." Die Gespräche finden jetzt in geschlossenen Räumen statt.
"Unser Konzept ist das Einmalgespräch", sagt Schmidt. In der Regel kommen Besucher, weil sie akuten Gesprächsbedarf haben. Allerdings gebe es auch eine Handvoll Menschen, die das BSZ seit Jahren immer wieder aufsuchen. Für einige sei das wie der regelmäßige Gang zum Arzt, so Schmidt. Das liege vor allem an der offenen Gesprächssituation - professionell, aber ohne Helfer-Klischee. Das Angebot sei eine Einladung: "Es muss nicht jedes Thema gleich therapiewürdig sein." Es gehe nicht um Erfolgserlebnisse, die erreicht werden müssen.
Hoffnungsort, aber keine Anlaufstelle für Menschen, die soziale Probleme haben
Zuhören im Alltag, darum geht es den Mitarbeitern im BSZ. "Wir sind Hoffnungsort, aber keine Anlaufstelle für Menschen, die soziale Probleme haben", so Schmidt. Das Gespräch könne der erste Schritt einer Krisenbewältigung sein. Dabei können sich Lösungen ergeben - am Ende muss sich aber nicht zwingend etwas gelöst haben. Schmidt ist dabei wichtig: "Die Menschen wissen, dass sie hier alles lassen können."
Zum runden Geburtstag erschien am Jubiläumstag (22. Februar) ein "Trostbuch". Es ist eine Sammlung 50 anonym verfasster Texte von Mitarbeitern des BSZ. Zwölf Illustratoren haben die Geschichten grafisch gestaltet. Außerdem gibt es bis 28. Februar eine Jubiläumswoche mit prominenten Gästen. Nach dem Auftakt - der Jubiläumsfeier mit Bischöfin Kirsten Fehrs und dem Festgottesdienst am Wochenende - ist ein Programm mit Konzerten und Vorträgen geplant. Unter anderem spricht der Psychologe Friedemann Schulz von Thun am Mittwoch (26. Februar, 20 Uhr) über "Seelsorge heute".