"Ich bin dabei, die Stadt und den Michel neu zu entdecken", sagt Endebrock. Viel habe sich geändert - auch an den Michel-Orgeln. Die mittlerweile fünf Instrumente wurden bis 2010 für rund 2,3 Millionen Euro generalüberholt, saniert und mit neuester Technik ausgestattet. Mittlerweile habe er sich einen ersten Überblick verschafft - sein Orgel-Kollege Manuel Gera, seit Oktober 2001 am Michel aktiv, zeigte ihm kürzlich die verborgensten Winkel in Hamburgs Wahrzeichen, inklusive Turmbesteigung und der unterirdischen Michel-Krypta.
Einige Proben mit dem Chor St. Michaelis hat er schon absolviert und freut sich auf kommende Konzerte. Die großen Oratorien werde es am Michel weiterhin geben, das Brahms-Requiem selbstverständlich auch. Doch Endebrock kündigte auch Neues an. Neben den Klassikern wolle er auch selten gespielte Stücke aufführen, am Karfreitag zum Beispiel einen Psalm von Lili Boulanger und ein "Stabat Mater" von Francis Poulenc, sagte er kürzlich dem NDR. In Wiesbaden habe er einmal die "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky für zwei Orgeln und Percussion arrangiert - solche Experimente könne er sich auch im Michel vorstellen.
Endebrock wurde in Osnabrück geboren. Er studierte evangelische Kirchenmusik in Hamburg und Paris und sammelte schon während seiner Studienzeit wichtige Erfahrungen mit renommierten Chören. Neun Jahre lang war er Kantor an der Christuskirche in Freiburg, 2008 ging er an die Lutherkirche in Wiesbaden. Dort gründete er 2015 die Evangelische Singakademie Wiesbaden. Er war Preisträger bei den Internationalen Orgelwettbewerben von Haarlem (Niederlande) und Paris. Konzerte führten ihn durch Deutschland und die europäischen Nachbarländer.
Die Hamburger erlebt Endebrock als aufgeschlossen und zugänglich. Das freundliche "Moin" beim Bäcker gehört schon wie selbstverständlich dazu. Rund um den Michel ergeben sich viele Gespräche auf Spaziergängen mit "Hilde", seinem Beagle. "Hundebesitzer kommen schnell zueinander", weiß er. Gerne ist er mit Hilde auch am Elbstrand unterwegs, er liebt die Schiffe und die Weite des Blicks - Hamburg, eben.
Neuer Michel-Organist wird in Amt eingeführt
© epd-bild/Stephan Wallocha
Michel-Organist Jörg Endebrock im Michel in Hamburg.
Neuer Michel-Organist wird in Amt eingeführt
Es sei ihm eine Ehre, an einem der wunderbarsten Orte für Kirchenmusik in Deutschland wirken zu dürfen, sagt der neue Michel-Organist und Kantor Jörg Endebrock. "Endlich wieder in Hamburg", fügt er hinzu. Der 49-Jährige kennt die Stadt aus seinem Studium. Und am Michel legte er 1997 seine A-Prüfung als Organist ab - was Musikstudenten nur selten widerfährt. Bereits am 1. Januar wurde er Nachfolger von Christoph Schoener, der nach fast 22 Michel-Jahren in den Ruhestand getreten war. An diesem Sonntag (2. Februar, 10 Uhr) wird Endebrock von Hauptpastor Alexander Röder in sein neues Amt eingeführt.