Hannover (epd). Hilfsorganisationen dringen weiter auf die Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus griechischen Lagern in Deutschland. Die Flüchtlingsräte der Bundesländer, der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und die Organisation Pro Asyl äußerten sich am Mittwoch zugleich empört über die Blockade der Initiative durch das Bundesinnenministerium.
Im fünften Jahr des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei harrten immer noch Zehntausende Menschen unter katastrophalen Bedingungen auf den griechischen Inseln aus, hieß es. Unter ihnen seien Tausende Kinder und Jugendliche. Mehr als 60 Prozent der Kinder seien jünger als zwölf Jahre.
Etwa 2.000 Kinder und Jugendliche seien allein geflohen oder von ihren Familien getrennt worden und komplett auf sich allein gestellt. Viele von ihnen lebten schutzlos in Zelten, auf der Straße oder seien sogar inhaftiert. Der Zugang zu Betreuung, Bildung und notwendiger medizinischer Hilfe bleibe ihnen vielfach verwehrt.
Sieben Bundesländer und mindestens 15 Kommunen hätten öffentlich Plätze für die Aufnahme von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen von den griechischen Inseln angeboten, erklärten die Hilfsorganisationen. Die Aufnahmebereitschaft sei in Deutschland also weiterhin hoch. "Wer jetzt die Aufnahme verweigert, trägt dazu bei, dass die Kinder- und Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen immer weiter andauern."
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sieht derzeit allerdings keine Chance, Flüchtlingskinder von den griechischen Inseln nach Deutschland zu holen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe seinem Vorschlag, zu diesem Zweck ein Sofortprogramm aufzulegen, eine Absage erteilt. Ein eigenes Landesaufnahmeprogramm sei rechtlich und faktisch nicht durchsetzbar und deshalb nicht beabsichtigt, hatte das Innenministerium in Hannover am Dienstag erklärt.