Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände und der Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) begrüßten am Donnerstag in Berlin, dass die Organspende eine freiwillige Entscheidung bleibt. Der Chef des großen diakonischen Trägers Bethel, Ulrich Pohl, zeigte sich dagegen enttäuscht vom Ergebnis der Abstimmung.
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sagte, jetzt müsse es vor allem darum gehen, diese freiwillige Entscheidung in der Praxis qualifiziert umzusetzen, so dass sich viele Menschen gut beraten fühlen. Caritas-Präsident Peter Neher wies darauf hin, dass die Abläufe in den Krankenhäusern im Hinblick auf Betreuung und Information "erheblich verbessert werden können, damit mehr Organe gespendet werden". Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV, sagte, die Entscheidung des Bundestags werde "am ehesten dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht im Umgang mit den sensiblen Fragen rund um das Lebensende gerecht".
Ulrich Pohl sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), es sei eine Chance vergeben worden, den betroffenen schwer kranken Menschen, die auf eine Organspende warten, besser zu helfen als bisher. "Aber diese Entscheidung ist demokratisch getroffen worden und natürlich absolut zu akzeptieren", sagte der Bethel-Chef.
Auf die Frage, warum es keine Mehrheit im Bundestag für die Widerspruchsregelung gegeben habe, sagte Pohl, anscheinend "haben viele den Eindruck, dass die Entscheidungslösung eine größere Freiheit für die Bürger in dieser Frage bedeutet". Zudem verwies er darauf, dass der jetzt notwendige Aufwand für wiederholte Information und Aufklärung der Bevölkerung erhebliche Ressourcen erfordere, "die wir besser an anderer Stelle im Gesundheitswesen nutzen könnten".
Die vom Bundestag mehrheitlich beschlossene Regelung setzt für eine Organspende weiterhin die vorherige aktive Zustimmung des Verstorbenen oder der Angehörigen voraus. Der von einer Abgeordnetengruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock eingebrachte Gesetzentwurf sieht außerdem vor, dass Bürger künftig bei Behörden und Ärzten für Organspende sensibilisiert werden und ihre Spendebereitschaft in einem Online-Register festgehalten werden. Für diese Regelung stimmten 432 Abgeordnete, 200 stimmten dagegen. 37 enthielten sich. Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) favorisierte Widerspruchregelung, bei der jeder automatisch Spender ist, der nicht widerspricht, fand keine Mehrheit.